Ein Gastkommentar von Kemal Bölge – kboelge@web.de
In den letzten Tagen gab es in den Medien Berichte, wonach das deutsche Auswärtige Amt mit dem türkischen Außenministerium Gespräche über die Gründung von türkischen Schulen in Deutschland verhandelt. Die Verhandlungen liefen seit Sommer 2019 und wären im fortgeschrittenen Stadium.
Dem vorausgegangen war die Schließung einer deutschen Schule in Izmir, die wegen des Fehlens rechtlicher Grundlagen durch die türkischen Behörden 2018 geschlossen wurde, die aber inzwischen wiedereröffnet wurde. In der Türkei gibt es schon seit Jahrzehnten deutsche Schulen. Die rechtliche Grundlage dafür war ein Kulturabkommen zwischen beiden Ländern aus dem Jahre 1957.
Zur Erinnerung: Während der Nazi-Herrschaft von 1933-1945 fanden zahlreiche deutsche Wissenschaftler, Intellektuelle, Architekten jüdischen Glaubens Zuflucht in der Türkei. Die Türkei empfing diese Wissenschaftler mit offenen Armen, profitierte sie doch auch davon.
Mehr Gelassenheit ist gefragt
Das deutsche Auswärtige Amt und das türkische Außenministerium verhandeln über die Gründung von türkischen Schulen in Deutschland. Deutsche Schulen in der Türkei gibt es schon seit Jahrzehnten. Ein kurzer Überblick zur aktuellen Situation.
Einige Medien wie der Spiegel oder die Bild-Zeitung haben nach Bekanntwerden der Meldung über die deutsch-türkischen Verhandlungen zur Gründung von türkischen Schulen in Deutschland versucht eine anti-türkische Stimmung zu schüren. Da die Verhandlungen diesbezüglich noch andauern, ist es im Vorfeld nicht sinnvoll mit stereotypischen Klischees und rassistischer Hetze gegen die Türkei und die türkischen Migranten in Deutschland Stimmung zu erzeugen.
Deutschland hat mit vielen Ländern Abkommen über die Errichtung von Bildungseinrichtungen geschlossen und deutsche Schulen in der Türkei gibt es schon seit Jahrzehnten.
Der Integrationsforscher Yunus Ulusoy, von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung der Uni Duisburg-Essen, fordert im Zusammenhang über die Gespräche zur Gründung von türkischen Schulen in Deutschland mehr Gelassenheit. In einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ erklärte Ulusoy „Deutschland wird natürlich sehr genau darauf schauen, was in diesen Schulen passiert. Deshalb bin ich da relativ gelassen.“
Die deutschen Schulen in der Türkei unterstehen dem deutschen und türkischen Curriculum (Lehrplan). Diese Schulen haben sich einen guten Ruf erworben und es wäre richtig im Gegenzug auch türkische Schulen in Deutschland zuzulassen. Träger dieser Schulen soll nicht der türkische Staat, sondern eine Stiftung oder ein Verein sein, die nach deutschen Lehrplänen unterrichten sollen.
Da Bildung in Deutschland Ländersache ist, werden sich die betreffenden Bundesländer damit beschäftigen. Wenn es in der Türkei deutsche Schulen gibt, warum sollte es keine türkischen Schulen in Deutschland geben? Der Einwand der Beeinflussung durch den türkischen Staat oder Präsident Erdoğan ist Nonsens, weil diese Schulen durch die jeweiligen Bildungsbehörden der Bundesländer beaufsichtigt werden sollen.
Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.
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