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Erdogan: Türkei hat die Verantwortung, „Schmerz der armenischen Mitbürger zu teilen“

Die Türkei hat die Verantwortung, den Schmerz der armenischen Mitbürger wegen der "Ereignisse von 1915" zu teilen, heißt es in einer vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterschriebenen Erklärung.

(Symbolfoto: AA)
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Ankara (nex) – Die Türkei hat die Verantwortung, den Schmerz der armenischen Mitbürger wegen der „Ereignisse von 1915“ zu teilen, so eine vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterschriebenen Erklärung.

Die sowohl auf Armenisch als auch auf Türkisch verfasste Stellungnahme wurde am gestrigen Dienstag während einer Gedenkfeier in einer armenischen Kirche in Istanbul  zum 103. Jahrestag der vielen Opfer der osmanischen Armenier im Ersten Weltkrieg verlesen.

„Es ist die ethische Verantwortung der Türkei, den historischen Schmerz unserer armenischen Mitbürger zu teilen“, so die Erklärung weiter.

Erdogan sprach der armenischen Gemeinschaft und auch der türkischen Nation sein Beileid aus, weil Millionen osmanischer Bürger durch Kriege, Migrationen, Konflikte und Krankheiten im gleichen Zeitraum ihr Leben verloren haben.

Die Erklärung appellierte auch an die armenische Gemeinschaft, nicht zuzulassen, „dass diejenigen, die versuchen, Hass und Feindseligkeit zu entfachen, indem sie die gemeinsame Vergangenheit verzerren“, Erfolg haben.

Der türkische Präsident gibt seit 2014 jedes Jahr am 24. April eine Erklärung zu den damaligen Ereignissen ab. Erdogan spricht in diesen Erklärungen erstmals von einem „gemeinsamen Schmerz“ und bezeichnet die Morde als „unmenschlich“.

Die Türkei erkennt die Tragödie hinter den Todesfällen hunderttausender Menschen an, die von 1915 an im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ostanatolien während des Ersten Weltkrieges ihr Leben verloren hatten. Allerdings verwahrt sich die Türkei gegen die Beurteilung der Ereignisse als „Völkermord“ und spricht von einer beiderseitigen Tragödie.

Ankara hat wiederholt die Bildung einer gemeinsamen internationalen Historikerkommission angeregt, um die Ereignisse vom Grunde her aufzuarbeiten und historisch zu bewerten. Die Regierung des Osmanischen Reiches hatte 1915 die Deportation armenischer Bevölkerungsteile aus der Region beschlossen, nachdem sich armenische Terrormilizen und Teile der Bevölkerung mit der russischen Armee verbündet hatten, die im Osten an der Kaukasusfront in osmanische Gebiete vorrückte.

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