Berlin (ots) – Mehr als eine Million akut mangelernährte Kinder sind in einem Teufelskreis von Mangelernährung und Cholera gefangen, warnt Save the Children: Die durch Mangelernährung ohnehin schon geschwächten Kinder haben ein dreifaches Risiko zu sterben, wenn sie an Cholera erkranken.
Gleichzeitig sind Durchfallerkrankungen wie Cholera selbst ein Hauptgrund für Mangelernährung. Kinder, die aktuelle Epidemie überleben, sind trotzdem vom Hungertod bedroht. Unter den rund 1 Mio. akut mangelernährten befinden sich fast 200.000 Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, wie die neue Daten-Analyse der Kinderrechtsorganisation zeigt.
„Nach zwei Jahren Krieg sind die Kinder in einem brutalen Kreislauf aus Hunger und Krankheit gefangen“, erklärt Tamer Kirolos, Länderdirektor von Save the Children Jemen.
„Das ist einfach inakzeptabel. Unsere Teams kümmern sich tagtäglich um Babys und Kleinkinder, die nicht nur mangelernährt sind, sondern auch an Cholera leiden – beides Probleme, die eigentlich leicht zu lösen sind, wenn es die Möglichkeit medizinischer Grundversorgung gibt.
Aber Krankenhäuser wurden zerstört, das Gesundheitspersonal der Regierung hat seit fast einem Jahr kein Geld mehr bekommen und die Lieferung lebensnotwendiger Hilfe wird blockiert. Wir und andere retten Leben, wo wir können und mit dem, was wir haben – aber wir brauchen dringend mehr Hilfe. Die Kinder dürfen diesen Konflikt nicht mit ihrem Leben bezahlen müssen.“
Save the Children verstärkt daher die Aktivitäten im Jemen und schickt mehr Gesundheitsexperten in die am stärksten betroffenen Gebiete, einschließlich dem Distrikt Al Hali in Hodeidah, der die höchste Zahl an Cholera-Verdachtsfällen aufweist. In diesem Bezirk befinden sich außerdem geschätzte 31.000 Kinder, die wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen. Das entspricht mehr als einem Viertel aller Kinder unter 5 Jahren im Jemen.
Lamia, eine sechsfache Mutter aus Al Hali, hat zwei Kinder durch Cholera verloren. Ihre 10 Monate alte Tochter Arwa ist schwer mangelernährt. „Arwa geht es besser als vorher, als sie ihre Hände gar nicht mehr bewegen konnte und ihre Beine noch dünner waren als jetzt“, erzählt Lamia uns in einem der Save the Children-Behandlungszentren gegen Mangelernährung in Al Hali. „Arwa hat Glück, zwei meiner Kinder sind tot, auch mein jüngster Sohn. Er war erst zweieinhalb Monate alt und er hatte sehr starken Durchfall.“
Im Jemen sind mehr als 425.000 Cholera-Verdachtsfälle bekannt, 1.900 Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben. Der Anteil der Kinder unter 15 Jahren wächst sowohl bei den Neu-Infektionen (44%) als auch bei den Todesfällen (32%).
Derzeit betreibt Save the Children 14 Cholera-Behandlungszentren und mehr als 90 Rehydrationstherapiestationen, die über das ganze Land verteilt sind. 160 Tonnen zusätzliches Behandlungsmaterial ist auf dem Weg in den Jemen.