Berlin (ots) – Die Missbrauchsvorwürfe gegen den US-Filmregisseur Harvey Weinstein sind aus Sicht von Berlinale-Chef Dieter Kosslick nur ein Zipfel der Geschichte.
Kosslick sagte am Freitag im rbb-inforadio, er hoffe, dass nun offen über Machtmissbrauch in der Filmbranche geredet werde:
„Ich habe natürlich gesehen, dass er (Weinstein, Red.) umringt war und sich umringt hat. Ich hab das schon mitgekriegt, dass da die Macht, natürlich auch gegenüber den Frauen, ausgespielt wurde. Ich kann jetzt keine Vorwürfe erheben, wo ich dabei war. Ich hab das nur so en passant erlebt. Aber das ist erstmal der kriminelle Teil dieser Geschichte, der jetzt da hochkommt. Der andere Teil ist, dass dieses ganze System beim Film auf Macht und Machtausübung beruht. (…) Ich finde, dass das erst der Zipfel einer Geschichte ist, die hoffentlich die Bettdecke endlich mal wegzieht und diese Abhängigkeiten auch mal klarmacht.“
Kosslick sagte, im deutschen Film gebe es diesen Machtmissbrauch in diesem Ausmaß nicht:
„Es gab da schon mal einige, die sich so benommen haben – ich meine jetzt: geschäftlich. Aber diese Dimension hat keiner erreicht.“
Kosslick sagte weiter, er selbst sei mehrfach von Weinstein geschäftlich unter Druck gesetzt worden. Er, Kosslick, habe dann den Kontakt zum US-Regisseur abgebrochen.
„Da sollte mir ein Film reingedrückt werden, in den Wettbewerb. Normalerweise haben Sie dann keine Chance, weil er dann sagt: wenn du diesen Film nicht nimmst, dann kriegst du überhaupt keinen Film mehr. Und dann bist du fertig, mein lieber kleiner Zwerg. (…) Dann hab ich gesagt: OK, Freunde, das war’s. Lieber sterbe ich ohne Film als dass ich mit diesen Leuten weitermache.“
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