Istanbul – Der türkische Geheimdienst MIT soll einen Neffen des in den USA lebenden Anführers des Gülen-Netzwerks, Fetullah Gülen, bei einem Auslandseinsatz aufgespürt, festgenommen und in die Türkei gebracht haben.
Der wegen „Terrormitgliedschaft“ und „sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen“ von der türkischen Polizei mit Haftbefehl gesuchte Selahattin Gülen wurde nach Medienberichten von Agenten des MIT bei einer geheimen Operation im Ausland festgenommen und in die Türkei ausgeflogen.
Der Verdächtige wurde in Begleitung von Polizeibeamten zum Verhör in die Anti-Terror-Abteilung (TEM) des Polizeipräsidiums von Ankara gebracht. Wie der türkische Nachrichtensender NTV erklärte, stand Selahattin Gülen mit hochrangigen Mitgliedern der Terrororganisation in Kontakt. Er soll auf Anweisung von Anführer Fetullah Gülen und mithilfe von Verbindungsleuten ins Ausland geflohen sein.
BBC: Festnahme erfolgte in Kenia
Der Verdächtige soll nach seiner Flucht als „Lehrer“ im Ausland gearbeitet haben und seine Frau habe in den sozialen Netzwerken erklärt, dass sie seit dem 3. Mai nichts mehr von ihrem Mann gehört habe und eine Festnahme vermute. Die britische BBC berichtete, der Neffe von Gülen sei von Agenten des türkischen Geheimdienstes in Kenia verhaftet worden. Die türkischen Behörden haben keine Angaben darüber gemacht, wo dieser festgenommen wurde und auch aus Kenia selbst wurde nichts Offizielles verlautbart.
Die Festnahme von Selahattin Gülen ist auch als klare Botschaft an alle gesuchten Mitglieder des Gülen-Netzwerks (FETÖ) zu sehen, die sich einer Festnahme durch die Flucht ins Ausland entzogen haben.
Türkei verlangt von den USA die Auslieferung von Gülen
Die Türkei hat das „Gülen-Netzwerk“ als Terrororganisation eingestuft und macht dessen Mitglieder für den gescheiterten Putschversuch von 2016 verantwortlich, bei dem 251 Menschen durch die Putschisten getötet und zirka 2.194 verletzt wurden. Die Türkei hat von den USA mehrfach die Auslieferung von Terrorchef Gülen gefordert, der sich 1999 unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung in die Vereinigten Staaten abgesetzt hatte. Die US-Regierung lehnt eine Auslieferung von Gülen ab, da es für eine Verstrickung Gülens in den Putschversuch keine Beweise gebe.
Kemal Bölge/Istanbul
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