Vorsteherin des Börsenvereins: „Digitale Formate in Buchmesse einbinden“
Osnabrück – „Die Buchmesse hat in diesem Jahr viel Erfahrung mit dem Digitalen gesammelt. Wir alle haben viel gelernt und, so glaube ich, einen großen Schritt getan“, bewertet Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ die erste vollkommen digital durchgeführte Frankfurter Buchmesse in einer ersten Bilanz.
„Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, digitale Formate in die künftigen Ausgaben der Frankfurter Buchmesse mit einzubinden. Wir tun gut daran, das zu nutzen und die Messe als Plattform damit zu erweitern. Das Digitale als alleiniges Medium aber wünscht sich niemand“, sagte Schmidt-Friderichs weiter und benannte auch die Nachteile einer rein digitalen Buchmesse: „Der persönliche Kontakt auf der Buchmesse fehlt. Das intensive Gespräch ist digital nicht abbildbar.“
Zu Teilen skeptisch äußerte sich Jo Lende, Leiter des Münchener Hanser-Verlages, zur Zukunft der digitalen Buchmesse. „Die Frankfurter Buchmesse wird nie wieder jener Punkt sein, an dem alles entsteht“, sagte der Verlagschef. Seinen Worten nach werden auch andere Formate mehr an Bedeutung gewinnen. Eine Frankfurter Buchmesse, die sich digital verlängert und zur Plattform erweitert – dieses Modell scheint am Horizont auf. Nach Lendles Worten sind bei der digitalen Buchmesse jene Akteure im Vorteil, die bereits ein weit gespanntes Netzwerk mitbringen. Kleinere Verlage und randständige Literaturen haben nach dieser Einschätzung eher mehr um Aufmerksamkeit zu kämpfen.
Der für die Frankfurter Buchmesse zentrale Handel mit Buchlizenzen leidet nach allgemeiner Einschätzung nicht unter der digitalen Messe. Wie Schmidt-Friderichs und Lendle übereinstimmend sagen, werden die wesentlichen Geschäftsabschlüsse bereits vor dem Start der Buchmesse getätigt. Dennoch wird sich die Frankfurter Buchmesse nach der Einschätzung verändern. „Das leere Messegelände der Frankfurter Buchmesse wird als eines der Bilder der Corona-Zeit in die Geschichte eingehen. Die Stimmung auf dem Gelände ist surreal“, fasste Karin Schmidt-Friderichs ihre Eindrücke aus Frankfurt zusammen.