Start Panorama Gesellschaft #Wirkaufenbeimtürken „Kauft beim Türken“: Deutsche solidarisieren sich mit ihren Mitbürgern

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„Kauft beim Türken“: Deutsche solidarisieren sich mit ihren Mitbürgern

Der als "Erdogan-Kritik" getarnte fremdenfeindliche Brief an eine türkische Familie im niedersächsischen Lingen, hatte eine ungeahnte Welle der Solidarität zur Folge. "Was hat mein Gemüsehändler mit den Kommentaren Erdogans zu tun?", fragte etwa die dreifache Mutter Angelika Engels, beim Einkauf in einem türkischen Geschäft in Dortmund im Gespräch mit NEX24. "Ich kaufe hier seit 15 Jahren ein."

(Foto: nex24.com)
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Dortmund (nex) – Die eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen der türkischen und deutschen Regierung erschweren zunehmend auch das friedliche Miteinander zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen in Deutschland.

Nach Boykottaufrufen hiesiger Politiker und Medienvertreter gegen Urlaub in der Türkei, denen Statistiken zufolge dieses Jahr viele Deutsche auch gefolgt zu sein scheinen, hat die allgegenwärtige „Erdogan-Kritik“ durch einen anonymen Brief nun erschreckende Ausmaße erreicht.

Nach der deutschlandweiten „Kein Urlaub in der Türkei“-Kampagne teilt der anonyme Verfasser des Briefes mit, dass er und sein Bekanntenkreis – angeblich aufgrund der Politik Erdogans – nun auch eine „Kauft nicht bei Türken“-Kampagne starten wollten.

Mit der türkischen Familie, die den Obst- und Gemüsemarkt in der niedersächsischen Stadt Lingen führt, habe man keine Probleme und habe dort immer „gern und gut frisches Obst und Gemüse“ eingekauft. Über die „Beleidigungen der türkischen Regierung und Erdogan“ sei man aber sehr verärgert und habe aus diesem Grund beschlossen, nicht mehr in türkischen Geschäften einzukaufen. Laut Verfasser würden viele Lingener so denken. „Für Ihre Familie tut mir das leid, denn sowohl Ware als auch Ihre Freundlichkeit war immer hervorragend“, so der Verfasser weiter. Aber die „Sprüche aus der Türkei“, die gingen nicht.

Nachdem Familie Yavuz den Brief mit folgendem Kommentar auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte, erreichte das Schreiben jedoch das Gegenteil von dem, was der oder die Verfasser wohl erhofft hatten:

Liebe Kunden,

soeben erreichte uns dieser Brief und löste Entsetzen in uns aus. Wir sind nun seit 25 Jahren als Familienunternehmen hier etabliert und fühlen uns auch als Teil von Lingen. Wir haben uns immer von politischen, kulturellen und religiösen Diskussionen distanziert. Und gerade deshalb möchten wir diesen Brief nicht anerkennen. Trotz dessen möchten wir alle, die derselben Meinung sind, bitten von einem weiteren Besuch bei uns abzusehen.

Allen anderen Kunden und Freunden, die uns wirklich kennen, möchten wir uns für die langjährige Treue und Freundschaft danken.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen die Familie Yavuz

Der als „Erdogan-Kritik“ getarnte fremdenfeindliche Brief hatte eine ungeahnte Welle der Solidarität zur Folge. Hunderte unterstützende Nachrichten aus ganz Deutschland habe die Familie laut einer Mitteilung auf Facebook erhalten. Man sei überwältigt „von dem großen Zusammenhalt“. „99 Prozent aller Kommentare bestehen aus wirklich netten und liebevollen Worten, welche die unsinnigen Kommentare in Vergessenheit geraten lassen“, so Familie Yavuz weiter. In den sozialen Medien wurde der Hashtag #wirkaufenbeimtürken geteilt.

„Der Großteil dieses Landes denkt anders als der sogenannte „Demokrat“. Wir gemeinsam besiegen solche bösen Anschuldigungen jeglicher Menschen, die meinen Vergangenes mit der Gegenwart zu verbinden.“

„Was hat mein Gemüsehändler mit den Kommentaren Erdogans zu tun?“, fragte etwa die dreifache Mutter Angelika Engels, beim Einkauf in einem türkischen Geschäft in Dortmund im Gespräch mit NEX24. „Ich kaufe hier seit 15 Jahren ein.“

„Liebe Familie Yavuz, ich bin überzeugt, dass das frische Obst und Gemüse uns deutschen in der Mehrheit weiterhin schmeckt und wenn ich sage „uns“, dann meine ich uns, ihr seid ein Teil von Deutschland“, schreibt etwa Andrea Buhs im Kommentarbereich auf der Facebookseite der Familie.

(Foto: Screenshot/Facebook)

Anette Haas: „ich würde, wenn ich in lingen leben würde, jeden tag bei ihnen einkaufen, ich hoffe das diese schäbige aktion keine zustimmung findet und die menschen in ihrem umfeld diesen brief genauso lächerlich finden wie ich!! ihnen und ihrer familie wünsche ich von herzen alles gute“

(Foto: Screenshot/Facebook)

Und Barbara Kruppka schreibt: „Also, da ist doch wieder mal „Fremdschämen“ angesagt. Liebe türkische Freunde, meine Familie und ich kommen sehr gern zu Euch zum Einkaufen, bitte denkt daran, das obriges „Geschreibsel“ nur aus einem narzisstischen Hirn stammen kann.“

(Foto: Screenshot/Facebook)

„Der „Deutschland Demokrat“ scheint nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Von Demokratie hat es zumindest keine Ahnung. Volliger Schwachsinn“, kommentiert Klaus-Jürgen Brügmann.

(Foto: Screenshot/Facebook)

Die fünfte Jahreszeit in Celle – Celle Politik: „Und was können nun die türkischen Mitbürger dafür, was Erdogan an Beleidigungen so von sich gibt? Die Antwort solle den „Demokraten“, der dieses Schreiben verfasst hat, schockieren. NIX.“

(Foto: Screenshot/Facebook)

Monika Meißner: „Bin gerade sprachlos. Was haben Äußerungen von Erdogan damit zu tun – NICHTS. Ich gehe gern Türkisch essen und kaufe auch gern bei Türken ein. Es sind die freundlichsten Menschen die ich kennengelernt habe. Da können sich einige deutsche mal eine Scheibe abschneiden. Ich glaube auch nicht dass die Mehrheit der Lingener so denken. An den Verfasser des Briefes: Du bist ein A…“

(Foto: Screenshot/Facebook)

Auch unter Boykottaufrufen gegen Urlaub in der Türkei waren immer mehr Kommentare zu finden, die diese Aufrufe verurteilten:

(Foto: Screenshot/Facebook)
(Foto: Screenshot/Facebook)
(Foto: Screenshot/Facebook)