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Türkei nach dem Putsch
Türkischer Offizier: „Der nächste Putsch steht der Türkei bevor“

Oberst a.D. Hasan Atilla Uğur warnt die Türkei eindringlich vor einem bevorstehenden zweiten Putschversuch, der anders als der vom 15. Juli blutiger sein werde. Noch gebe es im türkischen System etliche FETÖ/PYD-Umtriebe, die diesen Umsturz herbeiführen wollen, sagt der hochdekorierte Oberst.

(Foto: coupfacts.com)
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Ankara (TP/nex) – Die Türkei kommt nach dem Putschversuch am 15. Juli nicht zur Ruhe. Nach dem gescheiterten ersten Putschversuch war die Bevölkerung lange Zeit landesweit auf „Demokratiewachen“ verharrt, bis schliesslich die türkische Regierung die Massen aufrief, die Mahnwachen zu beenden.

Dennoch sitzt der Schock tief und alles was seitdem auch nur annähernd als ein weiterer herannahender Putsch wahrgenommen wird, führt zu Überreaktionen. So in Inneranatolien, wo kurz nach dem 15. Juli hintereinander gleich zwei mal in der Großstadt Konya der Strom ausfiel und zu Massenansammlungen vor dem Verwaltungsgebäude des Gouverneurs führte, die nur mit Mühe und Not davon überzeugt werden konnten, diese aufzulösen. Die Menschen hatten angenommen, dass die „Putschisten“ die Stromzufuhr der Stadt gekappt haben, um eines der größten Städte Anatoliens zu übernehmen.

Es gibt aber auch ernstzunehmende Hinweise, dass das Damoklesschwert, die schon einmal über die Türkei hinwegrauschte, ihren oberen Zenit erreicht hat und mit aller Macht zurückschwenkt. Vor allem die zunehmende Anwesenheit europäischer Diplomaten im  Osten des Landes, behagt den Türken in keinster Art, wird sie doch gleich als eine innere Einmischung bis hin zu Agitation hingestellt. Die Wahrnehmung als solches hat einen trifftigen Grund. Vor und während dem Ersten Weltkrieg hatten vor allem britische wie us-amerikanische aber auch französische Agitationen dazu geführt, dass die Palästinafront fiel und damit der gesamte Nahe Osten samt Mesopotamien in britisch-französisches Mandat geriet.

Von dieser Erfahrung geprägt, wird jede Bewegung dahingehend mit Argwohn beobachtet. Aber stellen sie sich vor, der türkische Botschafter oder Konsul würde in Europa innerpolitisch heikle Regionen aufsuchen und mit der Opposition, Kritikern oder regionalen Größen in Kontakt treten, ohne dass das in der Öffentlichkeit direkt wahrgenommen und erst später publik wird! Die Regierungen dieser Länder würden nicht nur eine Verbalnote aussprechen, auch die Medien würden sich darüber einige kritische Gedanken machen.

Solche Gedanken treten seit dem 15. Juli jetzt vermehrt auf. Jüngst berichtete die AKP-kritische Tageszeitung „Aydinlik“, dass die britische Diplomatie seit 3 Monaten ein reges Interesse daran hat, den Osten des Landes vermehrt aufzusuchen, darunter immer wieder mächtige kurdische Clans, sogenannte Asirets. Vorrangig sollen dabei Regionen zwischen Mardin und Hakkari besucht worden sein. Die Beobachtungen gehen sogar so weit, dass die britischen Diplomaten auch nicht an Straßensperren der terroristischen PKK hängen bleiben, sondern geradezu unbehelligt passieren können. Solche Berichte nahmen auch nationalistische Blätter ernst und ihre Recherchen stimmen mit weiteren Ausführungen dahingehend überein.

Eine andere Region kommt in diesem Zusammenhang auch ins Gerede. Der äusserste Nordosten des Landes, in der gerade die Wasserkraft und der Erzabbau hohe Wellen schlagen. Besonders der Erzabbau in Artvin und Rize hatte zeitweise die Sprengkraft wie bei den Gezi-Protesten, konnten aber durch Zusagen der Regierung abgeschwächt werden. Dennoch ist die Lage noch lange nicht entschärft und wird auch durch die bereits fertig gestellten oder geplanten Pumpspeicherkraftwerken immer wieder angeheizt. Auch hier waren Diplomaten unterwegs, vor allem us-amerikanische, die in einigen Orten mit der Bevölkerung bzw. örtlichen Umweltschützern zusammen kamen.

Nebenbei hat sich dieses Gebiet, anders als in der Vergangenheit, auch zu einem Spielfeld der PKK entwickelt. Jüngstes Opfer dieser Umtriebe der PKK, die in dieser Region kaum Sympathien gewinnen kann, war der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP) Kemal Kilicdaroglu, der nur knapp einem Straßen-Hinterhalt entkam, die von PKK-Terroristen aufgestellt wurde. Zwar bedauerte die PKK den Zwischenfall im nachhinein, man habe es nicht gezielt auf den Vorsitzenden einer Partei abgesehen, doch Kilicdaroglu ist sich bis heute sicher, dass der Anschlag ihm persönlich galt.

Diese und weitere Einmischungen europäischer Diplomatie tragen überhaupt nicht dazu bei, dass der Argwohn gegenüber der EU aber auch den USA abgebaut wird, die seit der verspäteten Anteilnahme zum Putschversuch immens angestiegen ist. Im Gegenteil, die Wahrnehmungen werden auch durch europäische Berichterstattung und vor allem durch innermediale Analysen und Expertenmeinungen geradezu geschärft. Die Hiobsbotschaft des Oberst a.D. Hasan Atilla Uğur, die jetzt erneut für Furore sorgt, kommt zu einem Zeitpunkt, in der die Normalität wieder den Alltag zu prägen schien. Sämtliche nahmhafte Tageszeitungen berichten über die Feststellung des hochdekorierten Offizier, der einst den PKK-Terrorfürsten Abdullah Öcalan als erster vernommen hatte und in zahlreichen antiterroristischen Operationen teilnahm sowie im militärischen Nachrichtendienst lange Zeit tätig war, bevor er im fortgeschrittenem Alter die Waffe am Halfter gegen Stift und Laserpointer austauschste und schliesslich sich zur Ruhe setzte.

Die Ruhe als Oberst a.D. hielt aber nicht lange an, als er wegen Verdächtigungen erst im „Ergenekon“, dann im „Balyoz“ Prozess angeklagt wurde und 2013 zu insgesamt 29 Jahren verurteilt wurde. Zusammen mit dem ehemaligen Generalstabschef Ilker Basbug kam der Oberst jedoch 2015 aufgrund von Unzulänglichkeiten bei der Beweisführung durch die Staatsanwaltschaft, fingierten Beweismitteln und Falschaussagen frei.

Oberst a.D. Hasan Atilla Uğur richtete bereits sehr früh seine Verdächtigungen in Richtung „FETÖ“ und PYD bzw. PKK, erkannte und warnte auch als einer der wenigen vor einem bevorstehenden Putschversuch vor de 15. Juli. Jetzt warnt Uğur erneut vor einem bevorstehenden zweiten Putschversuch, der noch dieses Jahr, spätestens im November gestartet werden soll. Laut dem pensionierten Offizier hat er konkrete Hinweise, wonach die zweite „Welle“ weitaus blutiger vonstatten gehen wird und, falls man dagegen nicht gerüstet sei, die Zerschlagung der Türkei insgesamt zur Folge haben werde.

Auch Hasan Atilla Uğur sieht einen Zusammenhang zwischen den Auftritten europäischer Diplomaten im Osten des Landes, den auf Zypern stationierten britischen Infanterieregimentern, deren Zahl ungewöhnlich stark aufgestockt worden sein soll und der momentan noch nicht gänzlich vom „FETÖ/PYD bereinigtem“ Staatssystem. Uğur behauptet gar, dass der Putschversuch von jenen im Land unterstützt werde, die eine US-konforme Syrien-Politik vertreten. Der zweite Putschversuch soll diesmal mit Terror- und Bombenanschläge im Osten wie auch im Westen eingeleitet werden. Ausserdem könnten die größeren Gefängnisse des Landes mit FETÖ-Verdächtigen aufgesperrt werden, um so die Putsch-Bewegung zu verstärken.


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