Ankara (nex) – Die Ermittlungen im Todesfall Muhsin Yazicioglus, eines bekannten türkischen Politikers, wurden auf Antrag seiner Familienangehörigen wegen einer möglichen Beteiligung des Gülen-Netzwerks (FETÖ) an dem Ereignis wiederaufgenommen.
Der Gründer und ehemalige Vorsitzende der Partei der Großen Einheit (BBP) war 2009 auf den Weg von der südtürkischen Provinz Kahramanmaras in die zentraltürkische Provinz Yozgat bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft Kahramanmaras hatte im Juni die Klage abgewiesen, Yazicioglus Familie stellte jedoch am vergangenen Dienstag einen Antrag auf Neueinreichung der Strafanzeige im Fall des abgestürzten Hubschraubers.
Die Klageschrift, in der der in den USA lebende FETÖ-Anführer und ehemalige Prediger Fethullah Gülen, der festgenommene Konteradmiral Süleyman Manka, die Geheimdienstmitarbeiter Ali Orhan Dinc und Ramazan Akyürek, der auch in den Mordfall Hrant Dink verwickelt sein soll, als Verdächtige aufgeführt werden, haben neben Yazicioglus Frau Gülefer Yazicioglu 14 weitere Kläger unterzeichnet.
Die Kläger weisen auf Gülens Predigt vom 30. März 2009 – also fünf Tage nach dem Unfall – hin, in der er kontroverse Bemerkungen im Zusammenhang mit Yazicioglu und seinem Tod machte. Nach Angaben der Familienanwälte soll Gülen gesagt haben, dass „er am Donnerstag gestorben und sein Leichnam am Freitag entdeckt worden ist.“ Yazicioglus Tod beschrieb er als einen „Rauswurf durch eine göttliche Ohrfeige“.
Weiter heißt es in der Anklage, dass die damals an den Such- und Rettungsaktionen beteiligten Soldaten von Gülen geschützt worden seien, es bei dem Einsatz Schwachstellen gegeben habe und die Soldaten die Suchoperation im wahrscheinlichsten Gebiet verhindert hätten. In der Klageschrift steht:
„Gülen erklärte: ‚Sie sagen, die Soldaten hätten ihre Arbeit nicht getan. Ich bin der Meinung, dass sie es getan haben. Jeder hat alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel genutzt, um in der Angelegenheit zu helfen.‘ Diese Aussage führte uns zu der Annahme, dass er die Wahrheit verbirgt.“
In seiner Predigt habe sich Gülen auf das Schicksal konzentriert. Er habe hervorgehoben, wie wichtig es sei, sich dem göttlichen Willen zu unterwerfen und seinen Anhängern und auch anderen Menschen den Rat gegeben, dies zu tun.
„Unsere Menschen sind gutmütig. Sie suchen nicht hinter jedem Ereignis nach einer Falle“, habe er gesagt und hinzugefügt: „Selbst wenn du betrogen wurdest, sollst du nicht betrügen, weil das eine Sünde ist. Wenn du betrogen wurdest, könntest du geopfert werden“, und soll sich dabei auf Yazicioglu bezogen haben.