Berlin (dts) – Der Ökonom Clemens Fuest fürchtet, dass die Flüchtlingskrise in Deutschland zu einer Zwei-Klassen-Bildung führt. „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere bewährten Ausbildungssysteme nicht mit einer Ausbildung Light unterminieren“, sagte Fuest der „Welt“. Politiker, Manager und Forscher hatten in der Vergangenheit davor gewarnt, die Ausbildungsstandards für Flüchtlinge abzusenken.
Fuest sieht trotz dieser Gefahr in den Neuankömmlingen eine Chance. Deutschland brauche Zuwanderung, sagte er. „Jeder, der qualifiziert ist, jeder, der einen Ausbildungsplatz annimmt und behält, jeder, der in der Schule Fortschritte macht, sollte das Angebot erhalten, hier zu bleiben, selbst wenn er kein Asylrecht bekommt.“ Dort, wo das Potenzial da sei, müsse es genutzt werden. Der Wissenschaftler, der in diesem Jahr Hans-Werner Sinn als Ifo-Chef ablösen soll, warnt aber vor überzogenen Erwartungen.
„Wir dürfen uns keine Illusionen machen, dass daraus massenhaft hochqualifizierte Leute entstehen.“ Fuest spricht sich dafür aus, die Zuwanderung stärker zu kontrollieren. „Auf Dauer kann man entweder einen Sozialstaat haben oder ungesteuerte Zuwanderung, mit Sicherheit aber nicht beides“, sagte er. „Da kommen Leute, die nicht mehr in die öffentlichen Kassen einzahlen werden, als sie herausbekommen. Daraus folgt, dass die Inländer von diesem Zustrom nicht profitieren.“ Der Professor für Volkswirtschaftslehre fordert daher, die Bundesregierung solle eine Gruppe von Ländern zusammenzubringen, die bereit sei, die Außengrenzen stärker zu überwachen.