Köln – Bei den Durchsuchungen im Erzbistum Köln hat die Kölner Staatsanwaltschaft auch private Unterlagen von Kardinal Rainer Woelki im Bistumsarchiv beschlagnahmt. Dies berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger„.
Um in den Besitz des sogenannten „Vorlasses“ zu gelangen, der Woelkis Tätigkeit als Erzbischof dokumentieren und bereits zu seinen Lebzeiten im Archiv aufbewahrt wird, mussten die Ermittler am Dienstag kurzfristig bei Gericht einen erweiterten Beschluss erwirken. Das Archiv als Durchsuchungsort soll von der ursprünglichen Version nicht erfasst gewesen sein.
Offenbar wollten die Ermittler dort aber trotzdem Materialien beschlagnahmen, auf deren Existenz und Aufbewahrung im Archiv sie bei den Durchsuchungen andernorts aufmerksam geworden waren. Der zuständige Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn wollte zu dem Vorgang auf Anfrage der Zeitung aus ermittlungstaktischen Gründen keine Stellung nehmen.
Die Kölner Staatsanwaltschaft führt gegen Woelki ein Ermittlungsverfahren wegen Meineidverdachts. Es geht um beeidete Aussagen vor dem Landgericht Köln im März, in denen der Erzbischof sich zu seinem Kenntnisstand über Missbrauchsvorwürfe gegen einen von ihm 2017 beförderten Priester äußerte. Woelki bestreitet, vor Gericht unter Eid falsche Angaben gemacht zu haben.
Weil die Aufklärung durch Vernehmung zahlreicher Zeugen laut Willuhn nicht wirklich weitergeführt habe, beantragten die Ermittler beim Amtsgericht Köln einen Durchsuchungsbeschluss für verschiedene kirchliche Räume, unter anderem das erzbischöfliche Haus, das Generalvikariat und das Offizialat (Kirchengericht).
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ interessierten sich die Ermittler insbesondere für die Korrespondenzen und E-Mail-Verzeichnisse von Woelki selbst, von seinem Generalvikar Guido Assmann sowie von dessen Vorgängern Dominik Schwaderlapp, Stefan Heße, Dominik Meiering und Markus Hofmann.
Auch soll der Mailverkehr des früheren Offizials Günter Assenmacher (Leiter des Kirchengerichts), der Personalchefs Stefan Weißkopf und Mike Kolb, des früheren Interventionsbeauftragten Oliver Vogt sowie der früheren Bistumsjustiziarin Daniela Schrader beschlagnahmt worden sein.
Auch Funktionspostfächer wie das des erzbischöflichen Hauses – also Woelkis Büro – waren dem Vernehmen nach im Visier der Ermittler. Die von den Ermittlern beschlagnahmten Daten lassen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch die Rekonstruktion von möglicherweise gelöschten Schriftwechseln zu. „Da geht nichts verloren“, zitierte die Zeitung aus informierten Kreisen.