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Neuer US-Botschafter in Athen mit griechischen Wurzeln

Die Vereinigten Staaten haben für den scheidenden US-Botschafter in Athen, Geoffrey Pyatt, einen Nachfolger bestimmt.

George Tsunis, der Kandidat der Obama-Regierung für das Amt des Botschafters in Norwegen, bei seiner Anhörung im Januar 2014 (Foto: Screenshot/Youtube)
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Vom Geschäftsmann zum Diplomaten

Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge

Die Vereinigten Staaten haben für den scheidenden US-Botschafter in Athen, Geoffrey Pyatt, einen Nachfolger bestimmt. Der amerikanische Senat hatte am gestrigen Freitagmorgen mitteleuropäischer Zeit der Ernennung von George Tsunis zum neuen US-Botschafter in der griechischen Hauptstadt offiziell zugestimmt.

Tsunis ist eigentlich Geschäftsmann und seit 2009 Mitglied der Demokratischen Partei. Geboren 1967 und Sohn griechischer Einwanderer in der zweiten Generation, steht dieser sprichwörtlich für den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Mit Fleiß, Disziplin und einer gehörigen Portion Geschäftssinn ausgestattet, schaffte er es, aus einem familiengeführten Café ein Imperium aus Restaurants und Hotels aufzubauen.

Die US-Botschaft in Athen twitterte zur Ernennung: „Im Namen der US-Mission in Griechenland gratulieren wir George J. Tsunis herzlich zu seiner Bestätigung durch den Senat als nächster US-Botschafter in Griechenland. Wir freuen uns darauf, Sie willkommen zu heißen und zusammenzuarbeiten, um unsere vielen gemeinsamen Ziele in Griechenland voranzubringen. Συγχαρητήρια! [Herzlichen Glückwunsch, Anm. d. Red.]“

Freundschaften und Netzwerke der Anti-Türkei-Lobby

Er hatte über eine Lobbyorganisation von Amerikanern griechischer Abstammung die Kandidatur von Ex-Präsident Barack Obama und seinem damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden, der wegen seiner griechenfreundlichen Art manchmal auch „Bidenopoulos“ genannt wird, finanziell und politisch unterstützt. Der umtriebige US-Senator und Philhellene Bob Menendez gilt als enger Freund von Tsunis, dessen Karriere Intimus Menendez während der Verleihung des Tsunis-Preises durch die Hellenic Bar Association einmal als eine „beeindruckende Erfolgsgeschichte“ bezeichnet hatte.

Auch zu Außenminister Antony Blinken unterhält der neue Botschafter gute Beziehungen wie auch zum Kongress und dem US-Senat. Geschäftlich gilt Tsunis als Gründer und Vorstandsvorsitzender der Chartwell Hotelgruppe. Unter der Biden-Administration sollte Tsunis 2013 neuer US-Botschafter in Norwegen werden.

Tsounis-Freund Bob Menendez patzte 2013 im US-Senat, weil er schlecht vorbereitet war

Ausgerechnet der größte Unterstützer von Tsunis, Senator Bob Menendez, patzte im Auswärtigen Ausschuss des US-Senats, weil er sich bei seiner Aussprache schlecht vorbereitet, nicht auf den norwegischen Ministerpräsidenten bezog, sondern auf einen Präsidenten, den es gar nicht gab und Norwegen bekanntlich eine konstitutionelle Monarchie ist. Nicht besser erging es Tsunis selbst, der sich damals abfällig über ein Mitglied der damaligen norwegischen Koalitionsregierung geäußert haben soll und daraufhin von einer Ernennung als Botschafter Abstand genommen wurde. In den USA wurde 2013 eine Petition gestartet, die die Nominierung von Tsunis kritisierte und die Kompetenzen von ihm infrage stellte.

„Wir fordern Herrn Obama auf, die Nominierung Tsunis zurückzuziehen oder alternativ dazu, dass der Senat im Interesse der USA, der Steuerzahler und der Beziehungen zu Norwegen handelt und die Nominierung ablehnt“, so die Forderung der Petition.

„Wir erwarten, dass der US-Vertreter in Norwegen jemand ist, der zumindest einen Mindeststandard an Qualifikationen erfüllt“, sagte Ivar Sorensen, ein ehemaliger Leiter der norwegisch-amerikanischen Handelskammer.

Vom idyllischen Bergdorf Platanos nach New York

Seine Eltern entstammen aus einem griechischen Bergdorf namens Platanos, das zur Stadt Nafpaktos gehört, einer westgriechischen Hafenstadt am Eingang zum Golf von Korinth. George Tsunis gilt als cleverer Geschäftsmann und ist Mitglied der griechisch-amerikanischen Diaspora mit sehr guten Verbindungen zur amerikanischen Wirtschaft, aber auch zum politischen Establishment. Insofern dürfte es der neue Botschafter in Griechenland nicht schwer haben, die Interessen der Vereinigten Staaten in Athen zu vertreten.

Dass Tsunis eine Freundschaft zum Philhellenen Menendez pflegt, dürfte kein Zufall sein, denn der Senator aus New Jersey gilt als entschiedener Aktivist der Anti-Türkei-Lobby in Washington, was der griechischen Regierung sicherlich gefallen haben dürfte. Da Tsounis kein Karrierediplomat im eigentlichen Sinne ist, sprechen Beobachter in Washington von einer „politischen Entscheidung“ der Biden-Administration.


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar


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