ein Gastbeitrag von Nabi Yücel
Wölfe, überall Graue Wölfe! Wer in den vergangenen Wochen auch nur ab und an die Nachrichten verfolgt hat, könnte auf die Idee kommen, es wimmele nur so von Wölfen in deutschen Wäldern, pardon, Straßen. Wenn man sich dann die sozialen Medien zur Gemüte zieht, will man gleich Mann, Weib und Maus in Sicherheit bringen, denn das Wolfsgeheul erstreckt sich offensichtlich vom Schwarzwald bis zum Holsteinerwald.
Mesut Özil – der mit dem Wolf tanzt!
Der Typ – Mesut Özil – ist eindeutig ein Wolf im Schafspelz. Er jagte von der Jugend bis zum Zenit seiner Karriere Bälle, täuschte Trainer, hunderte Schiedsrichter, und ja, auch den Essener Stadtdirektor und Sozialdezernenten. Özil wickelte währenddessen Hunderttausende Zuschauer um den Pfoten, bevor er einen dramatisch-melancholischen Abgang machte und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht nur in Erklärungsnot brachte, sondern vor dem DFB-Campus auch noch einen Haufen zurückließ.
Denn, womöglich verspeiste er ja währenddessen christliche Einlaufkinder, verbreitete im Abendland unter den Türkenbengeln die Wolfspest und verfolgte im Rudel Kurden, Aleviten sowie Armenier; nicht nur auf dem Rasenplatz, sondern in den Gassen. Und als ob das nicht schon den Boden vom Fass ausschlägt, soll er vergangenen deutschen Medienberichten zufolge ein mutmaßlich Kurdischstämmiger sein, der der Logik zufolge sogar die eigene Art in Deutschland riss und verspeiste, bevor er sich ins eigentliche Jagdrevier zurückzog und selbst outete; in die Türkei.
Wolfsgeheul und der Mond
Der schamlose Weltstar hat sich nicht nur den Grauen Wolf auf die Brust tätowieren lassen. Nein, er hat auch gleich drei Mondsichel auf der Haut verewigt. Etwas das laut Kommentatoren den Wesen Özils zu Tage fördert, dass dem Wolfsgeheul gleichkommt, der gen Mond gerichtet ist. Zumindest bildet man sich das ein, nach dem man als Unwissender Leser die zahllosen Artikel und Meinungen über türkische Mythologien und Symbole aufgesaugt hat, die seit Wochen die Runde machen und offensichtlich gut ankommen.
All die Jahre hat er seine Stimme verstellt, wie der Wolf bei Rotkäppchen, um beim ahnungslosen Opfer Vertrauen aufzubauen und so ans Ziel zu gelangen. Derselbe Graue Wolf lauert ja bekanntlich in den Grimm`schen Märchen kleinen Kindern auf, jagt die sieben Geißlein und als ob das nicht ausreicht, bedroht er hartarbeitende Bauern und deren wohlgenährtes Vieh. Das sitzt seitdem dermaßen in der deutschen Volksseele, dass der Wolf in deutschen Landen bis vor kurzem fast ausgestorben galt, weil das Volk in seiner (vermeintlichen) Überlegenheit den Wolf rigoros verfolgte. Davon erzählen die Grimm-Brüder in „Der Wolf und der Mensch“ ebenfalls.
Medienwald und das unheimliche Rascheln im Blätterdickicht
Zurück zu Özil, der beim unfreiwilligen Streifzug durch den Medienwald ein Rascheln erzeugt, der die Leserschaft erschaudern lässt, ohne den Grauen Wolf jemals selbst gesehen oder kennengelernt zu haben. Aber nachts, wenn man durch die Gassen zieht, da werden die Sprachrohre aus den sozialen Medien wieder in einem wach, bildet man sich ein, demnächst einem zähnefletschenden Wolf zu begegnen.
Nicht ohne Grund: Özil hat doch Auszeichnungen kassiert, einen Bambi erschwindelt, sich ein Lorbeerblatt auf die Brust tackern lassen und tingelte zudem als Botschafter durch die Fußballwelt. Welch eine Verwandlung, vom Profi-Fußballer zum Wolf, dann zum Werwolf, ebenfalls einer Mythologie, Sage und Dichtung des Menschen entsprungen, deren Ziel es war, vor dem bösen Grauen Wolf zu warnen, der in einem Menschen steckt.
Noch nicht vergessen: Gündoğan und Erdoğan
Dieser Özil, der sich laut Medien als Grauer Wolf outete, der medial zum Werwolf mutiert ist, hat sich an Deutschland gelabt, eine goldene Nase verdient, um sodann sich mit seinem Spielgefährten İlkay Gündoğan neben einem „Diktator“ ablichten zu lassen, der ebenfalls Kurden, Armenier und Christen verfolgt, die Massen belogen, betrogen, die Macht an sich gerissen, das Land islamisiert und Gelder erschwindelt haben soll – so an die 128 Milliarden oder so. Bekanntlich zieht Geld, Geld an – eine Hommage an jüdische Bänker, Händler und Goldschmiede?
Grundgütiger, Özil, ein canis lupus, der mit Erdogan Schafe und Kälber reißt, die friedlich vor sich her grasen? Tatsächlich reißen Wölfe keine Wanderer, schon gar nicht Aleviten, Kurden oder Armenier.
Naturtalente wie Eren Güvercin (Güvercin steht für Taube) oder ein gewisser Burak Yılmaz, die den himmlischen Frieden Preisen aber mit Hasstiraden brillieren, haben längst in der Grimm’schen Fibel tiefgründig geforscht und den Halunken sowie seine Missetäter überführt – womit sie sich nun rühmen und sogar vor türkischen Fußballmannschaften, Kulturvereinen und Religionsgemeinschaften warnen. Schon Karl der Große hatte mit seiner der Landgüterverordnung Capitulare de villis die Wölfe quasi zum Staatsfeind erklärt. Heute sind es vor allem Haustürken, die Türken zu Staatsfeinden erklären.
Überall Wölfe, überall wo man hinguckt!
Streifen diese Burschen durch Moscheen der DITIB durch, sind sie in die natürlich gewachsenen und christlich-jüdischen Wertelandschaft nicht integrierbar. Tummeln sie sich in der Gemeinschaft der Millî Görüş, ist das Schreckensbild nicht anders. Lungern sie in der Nähe der ATIB herum, möchte man geradezu die Büchse auspacken und abdrücken.
Diese Märchenerzähler haben jedoch die Grenze zwischen der Grimm’schen Fiktion und Realität derart verwischt, dass der mediale Fokus auf ein zähnefletschendes Ungetier gerichtet ist; wobei Klimawandel, Islamphobie, Rechtsruck, afrikanische Nichtschwimmer im Mittelmeer oder die israelische Apartheidsregierung zu kurz kommen. Etwas, wovon Mansour, Beck und Konsorten nun gar nichts verstehen und partout nicht kommentieren wollen, auch wenn es dringlichere Probleme sind.
Dabei ist sogar das Viehzeug und der verrudelte Türke selbst imstande, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Die nun medial breit ausgelegten Fangeisen, Gruben, Giftköder oder die Hundemeute, die auf die türkische Gemeinschaft gerichtet sind, um sie vom Angesicht Europas zu tilgen, sind jedoch Realitäten.
Glauben und Wirklichkeit
In der Vergangenheit schmückten Schäfer ihre Hirtenstäbe mit Hostien, Ställe wurden mit Weihrauch ausgeräuchert, mit Segenssprüchen geschmückt und auf dem Weg zur oder von der Weide oder Alm, streuten Bauern geheiligten Sand, der vom Boden der Kirche stammt. Abends am Kochfeuer, erzählte man sich dann gegenseitig Gruselgeschichten und erzählte über Fabelwesen. Irgendwie ähneln sich die Zustände von Einst und der Gegenwart.
Seit Jahrtausenden ist der Wolf für die einen ein gutes, für die anderen ein schlechtes Omen. Abendländische Fabeln über den Wolf sind seit Äsop bekannt und bekanntlich ist die griechische Epoche mit der attischen Demokratie auch der Vorläufer der europäischen Demokratie. Geflissentlich wird aber stets ausgelassen, dass nur einem Teil der Bevölkerung Attikas das Recht zur politischen Partizipation bzw. Teilhabe ermöglicht wurde. Sklaven, Frauen oder Metöken waren davon ausgeschlossen. Dieser Macht, die nur dem attischen Volkssouverän zuteilwurde, weil sie partizipierten, waren jedoch kaum Schranken gesetzt.
Diese Schrankenlosigkeit hält bis heute in Europa an, die Geschichten wirken bis in die Gegenwart hinein. Vor Juden machte es keinen Halt, nicht vor Heimatvertriebenen, nicht vor Ausländern, und danach auch nicht vor Türken. Die Märchen- und Fabelerzähler von heute, ramponieren das Image der Türken in Deutschland, wie damals die Geschichten über den Wolf.
Realitäten
Dabei sind die größten Gefahren, die einem im Wald auflauern, Zeckenbisse, Wildschweine oder ein röhrender Hirsch der sich in der Brunft befindet. Die größten Gefahren, die einen in der Türkei erwarten sind; und das ist nachwievor eine Realität, mit Kalaschnikow und RPG bewaffnete Freiheitskämpfer, die einem nach dem Leben trachten; Bengel der apoistischen Jugend, die dich am liebsten im Straßenverkehr in Flammen aufgehen sehen wollen und; anarchistische linksdrehende dekadente Mädels, die sich in die Luft sprengen und dabei noch einige Graue Wölfe in die ewigen Jagdgründe verdammen wollen.
Und gerade diese sogenannten Freiheitskämpfer mit den bekannten Dreibuchstaben, die apoistische Jugend mit dem Konterfei eines Mannes, der als Kurde in einer türkischen Universität seine Bestimmung fand, 40.000 Menschenleben und mehr auf den Kerbholz zu ritzen, sowie all die Linksextremen Lichtblitze, die in Deutschland politisch partizipieren und die politische Teilhabe auskosten und sich daran laben, sind die größten Marktschreier, die Geschichten und Fabeln reproduzieren, dass dabei die Propagandamaschinerie nicht hinterher kommt.
Der Wolf lebt in der Realität zurückgezogen, toleriert Menschen in seinem Revier, bevor man bemerkt hat, dass es einen beobachtet. Wird er jedoch angegriffen, macht man seinen Revier streitig, muss man mit den Konsequenzen leben. Auch in der Realität des Grauen Wolfs, alias Mesut Özil, wird das nicht anders sein. Trachtet man nicht nach deren Leben, sind sie auch damit zufrieden, nicht politisch partizipieren zu können. Erhebt man nicht den Anspruch, das Land unter sich aufzuteilen, lebt es sich in der Türkei wie in jedem anderen Land, dass sich zivilisiert über Probleme äußert und nicht gleich mit Fiktionen daherkommt und Blut vergießt.
Feinde? Terrorismus ist ein Feind der Demokratie!
Genau das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur die PKK wird in Deutschland stets mit der „Kurden-Frage“ gleichgesetzt, sondern auch der „Kurde“ in den Vordergrund gerückt, der angeblich seiner „Freiheit“ beraubt wird. Dabei gibt es nicht den Kurden, weder bei den Grauen Wölfen, noch allen anderen Türken, sondern eine gewalttätige Terrororganisation, die selbst die Kurden vereinnahmt und Legenden, Geschichten und Fabeln aus den Fingern saugt, denen Deutsche auf den Leim gehen.
Wer ist hier ein Feindbild?
Ebenso in der sogenannten „Armenier-Frage“. Kein ausgewachsener Türke registriert DIE Armenier oder DIE Aleviten als Feind. Es gibt eine Diaspora, die ein Großarmenien anstrebt und es gibt in Armenien, Armenier, die bis heute jeden Türken mit dem Ersten Weltkrieg gleichsetzen und am liebsten auf den Pfahl setzen würden. Dennoch hegen die Türken nicht den Wunsch, in Armenien einzumarschieren oder nach deren Leben zu trachten. In der Türkei leben Armenier (Link) friedlich und sicher, partizipieren mit der Gesellschaft und Politik, nehmen Teil daran, werden nicht als Staatsfeinde hingestellt – und, es gibt sogar armenische Staatsangehörige, die in türkischen Wohnungen in Lohn und Brot stehen und das Verdiente in die Heimat schicken.
Deutschland, Rückzugsort für hereingetragene Türkei-Probleme
In Deutschland ist es offensichtlich gewollt, dass ein sehr sehr großer Teil der Türkischstämmigen oder Türken nicht partizipieren, nicht an der politischen Teilhabe beteiligt werden. Nein, nicht Rotkäppchen ist schuld, oder der Wolf! Es sind die Märchen- und Fabelerzähler, die sich daraus einen Reibach machen bzw. machen wollen.
Und wie man sieht, scheint das noch immer zu funktionieren, weil die Politik diese Märchen und Fabelgeschichten unterstützt. Dabei war Özil nur ein gewöhnlicher Junge, der es mit Fleiß zu etwas gebracht hat und es sich gut gehen lässt. Ob mit oder ohne Tätowierung, die Einstellung eines Menschen, eines Individuums hängt nicht von Geschichtenerzählern ab, sondern von seinen Taten. Özil oder irgendwelche Graue Wölfe haben in Deutschland in den letzten 50 Jahren nicht wirklich jemanden gerissen, sondern ihr Rudel gehütet, damit sie nicht ausreißen. Und wer etwas anderes behauptet, dann bitte Tacheles reden!
Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.
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