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WM: „Geht es bei Katar-Kritik wirklich um Menschenrechte?“

"Geht es allen, die jetzt Katar bei jeder Gelegenheit kritisieren tatsächlich um diese Arbeiter und Homosexuelle? Oder geht es doch mehr?", fragt Stanfel.

(Symbolfoto: pixa)
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Ein Gastbeitrag von Gernot Galib Stanfel

Tatsächlich ist der Umgang mit Menschen in Katar, besonders mit Arbeitern aus dem Ausland, kritikwürdig und man muss darauf pochen, dass sich das dort ändert. Homophobie braucht außerdem auch niemand.

Aber geht es allen, die jetzt Katar bei jeder Gelegenheit kritisieren tatsächlich um diese Arbeiter und Homosexuelle? Oder geht es doch mehr darum, dass der politische Gegner und große Nachbar, Saudi-Arabien, das die ägyptische Regierung unter al Sisi unterstützt, die sich gegen die von Katar unterstützte und demokratisch gewählte Muslimbrúder Regierung an die Macht geputscht hat?

Dass damit die „alte Militärherrschaft“ über Ägypten wiederhergestellt wurde, nachdem sich die nach der Revolution gegen diese gewählte Muslimbrüder Regierung als unfähig erwiesen hatte? Dass diese ägyptische Regierung die Menschenrechte mit Füßen tritt, bis hin zu politischen Todesurteilen kümmert „im Westen“ wenige, im Gegenteil, es ist „unser Partner“ gegen Flüchtlinge.

Ist es nicht so, dass „der Westen“ plötzlich ein Fußball Terminus ist, obwohl es um eine WM, also die ganze (Fußball) Welt, geht? Stört es nicht vielleicht, dass eine WM erstmals in einem Land mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung stattfindet, das sich, wohlgemerkt, unter dubiosen Umständen gegen die USA bei der Vergabe durchgesetzt hat, wiewohl sich alle bisherigen Austragungsländer unter dubiosen Umständen durchgesetzt haben?

Dass man nicht vor Ort im Stadion saufen kann, wobei in keiner Fußballregel steht, dass das sein muss, im Gegenteil, ja eine der Wurzeln der Gewalt im Fußballstadion ist? Stellt sich „der Westen“ hier ungeniert auf die Seite der Saudis, die Menschenrechte regelmäßig missachten und den weltweiten Salafismus, ihre eigene Ideologie, missionarisch finanzieren gegen die natürlich auch nicht sympathischeren Muslimbrüder, anstatt sich von allen ideologischen islamischen Gruppierungen zu distanzieren?

War „der Westen“ nicht vorhanden, als Olympiaden in Russland und China veranstaltet wurden, wo es parallel dazu einen kulturellen Genozid an den Uiguren in China oder ausradierte Dörfer in Sportstätten zu errichten und zwangsumgesiedelte Menschen in Russland gab? Die Kritik in Katar ist wichtig und richtig, aber sie ist unglaubwürdig, wenn sie hier in Hysterie umschlägt anstatt bei allen sportlichen Großereignissen gleich intensiv, wo angebracht, vorgetragen wird.


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar


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