Start Panorama Corona-Pandemie Kassenärztechef widerspricht Lauterbach: Keine Corona-Notlage im Herbst in Sicht

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Kassenärztechef widerspricht Lauterbach: Keine Corona-Notlage im Herbst in Sicht

Andreas Gassen fordert "klare Parameter" für neues Infektionsschutzgesetz - Maskenpflicht und Veranstaltungsverbote sinnvoll, aber nur bei Killer-Mutante

(Foto: nex24)
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Osnabrück – Kassenärztechef Andreas Gassen hat die jüngsten Warnungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor einer „katastrophalen“ Corona-Lage im Herbst zurückgewiesen.

„Für die von Herrn Lauterbach befürchtete ‚Killer-Mutante‘, die so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta ist, gibt es derzeit keine Anzeichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Sorgen bereiten mir daher nicht die aktuelle Corona-Entwicklung, sondern die Rufe nach erneuten überzogenen Schutzmaßnahmen bis hin zu einem neuen Lockdown“.

Gleichwohl plädierte auch Gassen für ein neues Infektionsschutzgesetz, über das Lauterbach derzeit mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) berät.

„Das Infektionsschutzgesetz sollte um klare Parameter ergänzt werden, um die Hotspot-Regel für die Länder einfacher handhabbar zu machen. Damit also Landkreise, Kommunen oder Städte ohne komplizierte Abstimmungsprozesse mit den Ländern oder gar dem Bund schnell, regional und zeitlich begrenzt eindämmen können“, sagte Gassen der „NOZ“, schränkte aber ein: „Maßnahmen braucht es letztlich nur, wenn eine nachweislich gefährlichere Virusvariante auftaucht und als Folge davon die Zahl der Schwerkranken erheblich ansteigt und eine Überbelegung der Intensivstationen droht. Sonst nicht.“

Um in diesem unwahrscheinlichen Ernstfall reagieren zu können, hält Gassen zwei konkrete Maßnahmen für sinnvoll: „Wenn in München eine hochgefährliche Variante entdeckt wird, wäre es sicher sinnvoll, das Bundesligaspiel des FC Bayern in der Allianz-Arena mit Maßnahmen zu flankieren oder gar abzusagen“, so der KBV-Chef. Daher gehöre „die Möglichkeit, einzelne Großveranstaltungen zu verbieten, in den Instrumentenkasten“.

Zudem könne auch „eine zeitlich und örtlich begrenzte Maskenpflicht für ÖPNV und Einzelhandel helfen, die Verbreitung einer neu aufgetretenen Variante zu bremsen, und sollte als Option auf den Tisch, wenn eine vorher ausgesprochene Empfehlung zum Maskentragen nicht befolgt wird“, auch wenn die meisten Infektionen im Privaten und am Arbeitsplatz stattfänden. „Einen neuen Lockdown auch nur zu erwägen halte ich hingegen für absurd“, ergänzte Gassen in dem „NOZ“-Interview.