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Flüchtlingskrise
Kommentar: Die Türkei hat weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen

Es ist fragwürdig wie diejenigen in Europa, die bei der Türkei immer den Moralapostel spielen, plötzlich nichts dabei finden, wenn hilflose Menschen von „staatlichen Ordnungshütern“ niedergeknüppelt, mit Tränengas beschossen, deren Reisedokumente und Wertsachen abgenommen und erwachsene männliche Flüchtlinge nackt ausgezogen und zurück in die Türkei geschickt werden. Ein Kommentar.

Flüchtlingslager/Kilis/Türkei (Archivfoto: AA)
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Ein Gastkommentar von Kemal Bölge – kboelge@web.de

Ich habe mich in meinem letzten Beitrag vom 7. März mit dem brutalen Gewalteinsatz der griechischen Polizei gegen wehrlose Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze auseinandergesetzt.

Es ist fragwürdig wie diejenigen in Europa, die bei der Türkei immer den Moralapostel spielen, plötzlich nichts dabei finden, wenn hilflose Menschen von „staatlichen Ordnungshütern“ niedergeknüppelt, mit Tränengas beschossen, deren Reisedokumente und Wertsachen abgenommen und erwachsene männliche Flüchtlinge nackt ausgezogen und zurück in die Türkei geschickt werden.

Auf der Website von tagesschau.de erschien zu den Ereignissen an der griechischen Grenze am 6. März ein Artikel mit der Überschrift „Die Grenze ist nicht offen“ und was tagesschau.de geschrieben hat, ist das beste Beispiel für eine manipulative Berichterstattung. Gleich im ersten Satz heißt es „An der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ist es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Migranten und Einsatzkräften gekommen.“

Aus dem unverhältnismäßigen Gewalteinsatz der griechischen Polizei gegen Flüchtlinge wird mit diesem Satz eine „Auseinandersetzung zwischen Migranten und den Einsatzkräften“ und damit wird der Einsatz der griechischen Polizei gegen „Steine werfende Migranten“ für tagesschau.de legitim.

Aber nicht alle deutschen Medien berichten in dieser Form, es gibt auch alternative Plattformen, die ausgewogen und sachlich zu diesem Thema berichten wie die World Socialist Web Site. Aber die meisten Mainstream-Medien haben bei diesem Thema einseitig berichtet und bezeichneten die Flüchtlinge als Migranten und das Vorgehen der griechischen Polizei als „rechtmäßig“, auch wenn es sich tatsächlich anders abgespielt hat.

Immer wieder wurde bei der Berichterstattung erklärt, wie auch bei tagesschau.de, es handele sich bei diesen Menschen an der Grenze nicht um Flüchtlinge, sondern um Migranten, also um Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen in die EU wollten. Nehmen wir an, es wäre wirklich so wie behauptet. Ist das dann ein Grund diese Menschen ohne Gnade niederzuknüppeln?

Man wolle sich von Erdogan nicht erpressen lassen, verlautbarten einige Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten und die Medien wiederholten dies wie ein alter CD-Player. Diese Aussagen spiegeln nicht die Realität wider, weil nach Angaben der UN-Flüchtlingshilfe die Türkei 2018 als Aufnahmeland weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat.

Wer das nicht glaubt, kann gerne auf der Website der UN-Flüchtlingshilfe nachlesen. Die EU hat sich nicht an das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei gehalten, darauf hatte ich in meinem vorletzten Artikel hingewiesen, und wirft jetzt der Türkei „Erpressung“ vor. Man muss wirklich fragen, wer hier wen erpresst.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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