Start Panorama Ausland Syrienkrieg 85 Prozent aller syrischen Kinder sind traumatisiert

Syrienkrieg
85 Prozent aller syrischen Kinder sind traumatisiert

Mindestens 85 Prozent der Kinder in Syrien sind schwer traumatisiert. Das ist die traurige Bilanz des seit sechs Jahren andauernden Syrien-Krieges.

(Foto: SOS Kinderdörfer)
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Damaskus (ots) – Mindestens 85 Prozent der Kinder in Syrien sind schwer traumatisiert. Das ist die traurige Bilanz des seit sechs Jahren andauernden Syrien-Krieges.

„Über ein Drittel der insgesamt rund zehn Millionen Kinder ist unter sechs Jahre alt und kennt nichts anderes als den Kriegsalltag, der aus Angst, Tod und Verlust besteht“, berichtet Maya Alnashawati, Nothilfe-Koordinatorin der SOS-Kinderdörfer in Damaskus. „Wir dürfen sie mit ihrem Schmerz nicht alleine lassen!“

Die Hilfsorganisation kümmert sich an mehreren Standorten in Syrien wie Aleppo, Tartous und Damaskus um hunderte kriegstraumatisierte Kinder. „Unsere Tagesstätten und Nothilfe-Einrichtungen sind total überlastet. Wir erreichen nur einen Bruchteil der Kinder, die dringend Hilfe brauchen“ erklärt Alnashawati.

„Diese Kinder haben Unfassbares erlebt! Wenn sie zu uns kommen, sind sie oft apathisch oder aggressiv. Sie können das Erlebte nicht alleine verarbeiten. Unsere Mitarbeiter sind trotz langjähriger Erfahrung immer wieder schockiert, was diese jungen Menschen durchmachen mussten.“

„Wir haben hier einen Fünfjährigen, dessen Haus von einer Bombe getroffen wurde“, erzählt Alnashawati. „Seine gesamte Familie starb. Nur er überlebte in den Trümmern und wurde zwei Tage nach dem Angriff gerettet. Danach musste er mit ansehen, wie der Rest seiner Familie tot geborgen wurde. Am Anfang sprach er gar nicht. Jetzt, nach fast einem Jahr, spricht er, aber noch lange nicht altersgemäß. Wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis er sich normal verständigen kann.“

Bei anderen Kindern äußern sich die Traumata in Aggression gegen sich oder andere. Weitere Anzeichen seien unter anderem Schlaflosigkeit, Unruhe, Angstzustände, Schmerzen oder Bettnässen. „Ohne psychologische Unterstützung ist für diese Kinder ein normales Leben später sehr schwierig“, erklärt Alnashawati.

„Häufig wollen die Kinder am Anfang mit niemandem reden und auch keinen Kontakt zu den anderen Kindern aufnehmen. Doch mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld sowie Gesprächen, Spielen und Musik gelingt es unseren Trauma-Therapeuten, zu ihnen durchzudringen, sodass die Kinder wieder Lebensmut und Vertrauen entwickeln“, erzählt Alnashawati.

„Ein 12-Jähriger konnte anfangs den Tod seiner Eltern nicht verkraften und sagte, dass er in sein Dorf zurückkehren wolle, um Rache zu üben. So tief saß sein Hass. Nach monatelanger Therapie ist er so weit, dass er seine Gedanken darauf richtet, seine Heimatstadt nach dem Krieg wieder aufbauen zu wollen.“

Neben der psychologischen Unterstützung in Syrien versorgen die SOS-Kinderdörfer tausende Kinder und Familien mit Nahrung, Wasser, Medizin und Kleidung. Außerdem gibt die Hilfsorganisation Unterricht und bietet Kindern in Nothilfeunterkünften einen sicheren Ort.

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