Start Politik Ausland Militäroffensive Friedensquelle Tall Abyad: YPG hält Zivilisten für legitime Ziele in Nordsyrien

Militäroffensive Friedensquelle
Tall Abyad: YPG hält Zivilisten für legitime Ziele in Nordsyrien

In der syrischen Stadt Tall Abyad an der Grenze zur Türkei sind mindestens 20 Menschen bei einer Autobombenexplosion ums Leben gekommen. 30 weitere sollen zum Teil schwer verletzt sein. Die Explosion fand mitten in der belebten Markstraße statt, ganze Häuserfronten wurden durch die Detonation in Mitleidenschaft gezogen.

(Screenshot/TRT)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

In der syrischen Stadt Tall Abyad an der Grenze zur Türkei sind mindestens 20 Menschen bei einer Autobombenexplosion ums Leben gekommen. 30 weitere sollen zum Teil schwer verletzt sein. Die Explosion fand mitten in der belebten Markstraße statt, ganze Häuserfronten wurden durch die Detonation in Mitleidenschaft gezogen.

„Nach ersten Erkenntnissen wurden bei der Explosion in der nordöstlichen Stadt 13 Zivilisten getötet und etwa 20 weitere verletzt“, hieß es in einer Erklärung des türkischen Verteidigungsministeriums am frühen Samstag. Die Explosion habe sich auf einem Marktplatz ereignet.

Nur einen Tag zuvor hatte das türkische Verteidigungsministerium einen Sprengstofffund bekannt gegeben: „In Tall Abyad wurden geheime Räume der YPG entdeckt. Sie wurden unbrauchbar gemacht, eine Tonne Ammoniumnitrat wurden beschlagnahmt.“

In dieser Woche hatte es bereits mehrere Explosionen von Autobomben in Orten in der Umgebung gegeben. Deren Verantwortung übernahmen bislang über soziale Netzwerke PKK/YPG-nahe Sympathisanten. Tall Abjad liegt an der Grenze zur Türkei in der sogenannten Sicherheitszone, die die Türkei im Norden Syriens errichtet hat. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG mussten aufgrund der Vereinbarungen mit Russland und den USA sich aus diesen Gebieten zurückziehen.

Doch der Rückzug wurde bislang nur widerwillig vollzogen. Noch immer versucht die YPG sich den Deals zu widersetzen und beschießt immer wieder auch Stellungen türkischer Posten oder eines der mit der Türkei koalierenden syrischen Rebellenmilizen. Sie bezeichnen die Angriffe „Cenga Rojava“, zu deutsch „Krieg in Rojava“ und teilen Angriffe dieser Art unter dem Hashtag #CengaRojava.

Der letzte Autobombenanschlag in Tall Abyad wird ebenfalls der YPG angelastet. Bereits während der türkischen Militäroffensive „Operation Olivenzweig“ hatte die YPG nach ihrer Niederlage in der Region Afrin angekündigt, Zivilisten als legitime Ziele zu betrachten, die mit den türkischen Streitkräften, Hilfsorganisationen und Rebellenmilizen kooperieren oder sich in ihrem Umfeld aufhalten.

(Screenshot/Twitter)

Charles Lister, Direktor des Programms zur Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus am Middle East Institute in den USA hatte die Ankündigung der YPG im April 2018 scharf verurteilt. In einem Tweet verurteilte Lister zwar auch die Feststellung der YPG, die türkische Regierung unterstützte ein Programm zur Wiederansiedlung von syrischen Flüchtlingen bzw., sprachen in diesem Fall von einer demografischen Veränderung, gleichzeitig erklärte Lister aber, dass die YPG damit Zivilisten, in dem Fall „Familien“, als Hauptziele für ihre „tödlichen Angriffe“ legitimiere, was verabscheuungswürdig sei.

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