Ein Gastkommentar von Michael Thomas
Abgesehen von den unglaublichen Zerstörungen, die Israel selbst angerichtet hat, erlebt es derzeit ein für seine Bürger zutiefst verstörendes Phänomen:
Jenseits seiner gefilterten und manipulierten Presse schlagen nun Raketen in ihren eigenen Städten ein. Ich halte das für einen wichtigen Aspekt.
Während all seiner Angriffe produzierte das Land ein Image von tiefstem Frieden in seinem Innern und verschonte seine Bürger mit Bildern dessen, was sie außerhalb ihrer Grenzen taten. Sie zeigten ein Bild der Unverletzlichkeit, der absoluten Überlegenheit und himmelhoher, militärischer Dominanz und Sicherheit. Jetzt sterben sie unter Trümmern.
Jenseits jeder emotionalen Betrachtung, die von Überraschung und Freude über Entsetzen bis zu blanker Wut reicht, darf man den Effekt dessen nicht unterschätzen. Es ähnelt gewissermaßen den ersten Bombennächten im Zweiten Weltkrieg, als die ersten britischen Langstreckenbomber deutsche Städte erreichten. Der Nimbus der Überlegenheit war dahin, aus Nazis wurden angsterfüllte, heulende Obdachlose.
Es ist ein Novum, etwas bisher noch nie Dagewesenes; Israel ist nicht mehr Ziel einiger selbstgebastelter und ungelenkter Raketen kleinen Ausmaßes, sondern liegt im Fadenkreuz modernster Systeme, die jeden Punkt des Landes erreichen und zerstören können.
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