Start Interviews Buchvorstellung Marina Bütün: KI ersetzt keinen Texter oder Autor

Buchvorstellung
Marina Bütün: KI ersetzt keinen Texter oder Autor

Das neueste Buch von Marina Bütün wurde am 10. September 2024 veröffentlicht. Es trägt den etwas wissenschaftlich anmutenden Titel "Human Design"

Teilen

Das neueste Buch von Marina Bütün wurde am 10. September 2024 veröffentlicht. Es trägt den etwas wissenschaftlich anmutenden Titel Human Design – übersetzt „die menschliche Struktur“ oder der „menschlicher (Bau)Plan“.

Das Buch Cover wirkt auf den ersten Blick sehr „futuristisch“ und erinnert vielleicht manchen Betrachter an künstliche Intelligenz (KI). In diesem Zusammenhang wird die Autorin diesmal auf zwei Themen eingehen: Was ist der Inhalt ihres neuen Buches und – kann Künstliche Intelligenz einen Buchautor völlig ersetzen?

Mit dem Buch „Human Design“ haben Sie eine völlig andere Sparte gewählt wie in der Vergangenheit. Das Thema „Human Design“ spricht vermutlich einen völlig anderen Leserkreis als Ihre bisher veröffentlichten Bücher mit dem Thema Türkei und Auswandern an (Ratgeber Auswandern Türkei und die Auswandern-Tagebücher Teil 1 bis 3 „Weißwurst mit türkischem Tee). Was hat Sie dazu bewegt?

Bütün: Mich interessieren unzählige Themen, über die ich in der Zukunft gerne noch schreiben möchte. Deswegen habe ich mich diesmal einem Inhalt zugewandt, den ich bis vor einigen Jahren selbst noch nicht kannte, der jedoch sehr interessant, aber auch wissenschaftlich umstritten ist. Die Sicht der Wissenschaft habe ich selbstverständlich in meinem Buch ausführlich erwähnt.

Harte Realisten würden das Buch sofort der Esoterik zuordnen, allerdings bin ich damit nur sehr bedingt einverstanden, auch wenn mein Buch unter diesem Genre gelistet ist – es gibt leider diesbezüglich kein „Grau“ in den Büchersparten, leider nur Schwarz oder Weiß.

Als immer erst skeptischer Mensch bin ich jedoch immer neugierig geblieben und versuche dann, viele Informationen zu sammeln und diese eingehend zu recherchieren und fand einiges im System von Human Design, was überhaupt nichts mit Esoterik zu tun hat.

Ihr Empfinden, Human Design eher in eine Grauzone und nicht direkt in die esoterische Ecke zu „verbannen“, liegt sicherlich daran, dass dieses System Energie, die – im Zusammenhang mit Menschen und Gegenständen – aus der Quantenphysik und sehr viel aus der Genetik verwendet?

Bütün: Ja, das ist richtig, das ist der Grund! Die Quantenphysik und ihre Zusammenhänge mit menschlicher Energie haben mich schon immer brennend interessiert. Als ich auf den Begriff „Human Design“ vor ungefähr drei Jahren aufmerksam wurde, wusste ich damit gar nichts anzufangen.

Bestimmt geht es vielen so. Viele kennen den Begriff überhaupt nicht und haben keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Deshalb habe ich für mich privat erst lange recherchiert, viele Informationen zusammengetragen und mich danach entschlossen, ein Buch daraus zu machen.

Wie bereits am Anfang erwähnt, handelt es sich bei „Human Design“ um den menschlichen Bauplan, seine Struktur. Dieser menschliche Bauplan inklusive seiner Energien spielt eine wichtige Rolle in einem System. Wie könnte der Leser das System von Human Design für sich selbst nutzen?

Bütün: Human Design wurde von einem Mann aus Kanada in den 1980er Jahren entwickelt. Der Zweck von Human Design ist es, die eigene Persönlichkeit in die richtigen Bahnen zu lenken, zu verstehen, warum man ausgerechnet so ist, wie man ist und wie man diese Stärken auf dem Weg zur Selbsterkenntnis nutzen kann, um ein befriedigenderes Leben zu führen. Es geht dabei zum Teil auch um begleitende Ernährung.

Human Design nutzt dabei neben der Quantenphysik sehr viel aus der menschlichen Genetik und verbindet alles mit uralten Weisheitsleeren, die im Gegensatz zu den beiden ersten Elementen, wissenschaftlich nicht wirklich belegt werden können. Ist das richtig?

Bütün: Das ist richtig. Aber das macht die Sache noch spannender. Es existieren auch viele Gerüchte über eine dieser Weisheitslehren, die tatsächlich in verschiedenen esoterischen Kreisen als satanisch angesehen wird. Die Gründe werde ich in wenigen Sätzen im Buch verständlich erklären.

Auch die Kritik der Wissenschaft kommt bei allen verwendeten, traditionellen Weisheitslehren nicht zu kurz, sowie die Debatten unter den Human Design-Anhängern und vieles mehr. Alles wird ausführlich von mir beleuchtet – Pro und Contra, auch die psychologische Sicht.

Haben Sie Bedenken, aufgrund des doch auch enthaltenen esoterischen Inhaltes, als Autorin ebenfalls in eine bestimmte „Ecke“ geschoben zu werden?

Bütün: Nein, diese Angst habe ich nicht! Mein Buch soll letztendlich nur über das System „Human Design“ aufklären – sowohl positiv als negativ. Es stellt eine umfassende Informationsquelle für einen möglichen Weg zur Selbsterkenntnis dar, den jeder Mensch für sich selbst wählen kann und auch muss. Es gibt Menschen, die das Thema lieben werden, die anderen werden es strikt ablehnen. Wir sind nicht alle gleich „gestrickt“. Das wissen wir alle, das ist auch die Aussage von Human Design.

Es ist jedem selbst überlassen, was er sich aus meinem Buch mitnimmt, denn es ist keine Werbung für das System Human Design, auch keine Anleitung dazu, sondern eine umfassende Entscheidungshilfe dafür oder dagegen.

Kann künstliche Intelligenz einen menschlichen Buchautor komplett ersetzen?

Bütün: Die allgemeine Vorstellung von Menschen, die noch nie geschrieben haben, aber auch die von manchen jungen, unerfahrenen Textern, ist die, dass die Arbeit von Autoren neuerdings durch KI Schreibprogramme „einfach so“ übernommen werden kann.

Natürlich wäre es einerseits der absolute Traum von Arbeitserleichterung, wenn ein Buchautor mit einem einzigen Befehl an die KI auf so einen fleißigen Helfer zurückgreifen und dieser seine komplette Arbeit in Minuten erledigen könnte, die normalerweise – je nach Seitenzahl und Recherche – bei einem Buch drei bis vier Monate dauern würde. Leider – oder für mich persönlich auch zum Glück – funktioniert das aber doch nicht.

Die KI mag vielleicht für Recherche, Studium, wissenschaftliche Texte oder sachbezogene Artikel als „Hilfe“ für einzelne Passagen gut sein, aber mit Sicherheit nicht, wenn jemand einen romantischen Roman, persönliche Tagebücher wie etwa meine „Weißwurst mit türkischem Tee“ Bände oder ähnliche ganz spezifische Texte wie in meinen Immobilienratgebern schreiben möchte.

Solche Inhalte sind viel zu spezifisch, personenbezogen, emotional oder müssen in einer bestimmten Form dem Leser aus eigenen Erfahrungen erklärt werden, die man per Befehl einer künstlichen Intelligenz nicht erklären kann. Daher ist es für eine KI zu schwierig, es so wiedergeben zu können, wie der Autor es letztendlich haben will.

Haben Sie schon einmal mit KI Schreibprogrammen gearbeitet?

Bütün: Ich war, weil ich seit 1998 beruflich PC Arbeit mache, natürlich auch neugierig auf diese Schreibprogramme. Doch ich war mir nach einem Test, was die KI wirklich kann, sofort im Klaren, dass eine künstliche Intelligenz niemals das, was ein Mensch erlebt und dabei gefühlt hat, wiedergeben kann.

Denn KI ist nun einmal eine Maschine und erledigt nur das, was es an klaren Befehlen vom Menschen erhält, doch fühlen kann sie nicht. Dafür müsste die KI (meine Meinung) das Gehirn des Autors mit seinen Gedanken direkt anzapfen können. Aber vielleicht kommt das dann noch irgendwann in der Zukunft, wer weiß das schon“

Ihre Erfahrung macht uns deutlich: Das Schreiben von Büchern mit Künstlicher Intelligenz (KI) bringt aktuell noch verschiedene Nachteile mit sich, die sowohl für Autoren als auch für die Literatur an sich problematisch sein können. Wie empfinden Sie das?

Bütün: Erstens kann KI zu einer Verflachung der Kreativität führen. Während Maschinen auf riesige Datenmengen zugreifen und diese kombinieren können, fehlt ihnen die Fähigkeit zu echter Innovation und emotionaler Tiefe. Bücher, die von KI geschrieben werden, basieren auf Mustern und Algorithmen, die durch vorherige Daten und menschliche Werke geprägt sind. Diese Modelle neigen dazu, nur bestehende Trends zu reproduzieren, ohne dabei echte Kreativität oder neue Ideen zu entwickeln. Dadurch könnte die literarische Landschaft monoton werden.

Existieren dabei auch ethische Bedenken bezüglich von Buchrechten?

Bütün: Wenn KI den Schreibprozess übernimmt, stellt sich die Frage nach Urheberrecht und Autorenschaft. Wer ist der eigentliche Autor eines Buches, das von einer Maschine verfasst wurde? Dies könnte zu rechtlichen Herausforderungen führen, insbesondere in Bezug auf Verlage und Tantiemen. Zudem könnte das Schreiben mit KI dazu führen, dass menschliche Autoren, insbesondere junge oder aufstrebende Talente, verdrängt werden.

Was sehen sie beim Schreiben mit künstlicher Existenz noch für Nachteile?

Bütün: Wie bereits erwähnt – ein weiterer Nachteil ist der Verlust des menschlichen Ausdrucks und der emotionalen Tiefe. Bücher, die von Menschen geschrieben werden, sind oft geprägt von persönlichen Erfahrungen, Gefühlen und einzigartigen Perspektiven.

Einer KI fehlt die Fähigkeit, emotionale Intelligenz und Empathie in Texte einfließen zu lassen. Dies kann dazu führen, dass KI-generierte Bücher eine gewisse Kälte und Distanz aufweisen, die es für Leser schwieriger macht, sich mit den Charakteren oder der Handlung zu identifizieren.

Zudem besteht die Gefahr, dass durch den Einsatz von KI im Literaturbereich ein Überangebot an generischen Büchern entsteht. Dies könnte den Wert von Büchern insgesamt mindern und die Literaturszene übersättigen, was es für hochwertige Werke schwerer macht, sich durchzusetzen.

Die Künstliche Intelligenz (KI) ist mit Sicherheit eine der einflussreichsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit und revolutioniert zahlreiche Bereiche unseres Lebens. Von der Automatisierung von Arbeitsprozessen über die Verbesserung von Entscheidungsfindungen bis hin zur Bereitstellung von personalisierten Dienstleistungen bietet KI eine Vielzahl von Vorteilen.

Aber ganze Bücher schreiben kann KI wirklich nicht – es ist und bleibt eine Maschine ohne Emotionen.“