Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel
Merih Demiral feierte den EM-Sieg gegen die Österreicher mit einem Wolfsgruß. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (53, SPD) hatte dies scharf kritisiert und Sanktionen gefordert. Nun folgt die Retourkutsche…
Wer hat das EM-Spiel zwischen der Türkei und Österreich politisch aufgeladen? Na? Meiner Meinung nach Nancy Faeser, die prompt das mythologische uralte Symbol der Turkvölker dazu missbrauchte, es in die rechtsextreme Schmuddelecke zu hieven.
Das kam bei den Türken so gar nicht gut an, gerade weil es grotesk und völlig deplatziert ist – eine deutsche Tradition, die heißt: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!
Leider Gottes werden am deutschen Wesen die Türken eben nicht „genesen“. Was also hat eine Innenministerin geritten, sich über ein türkisches mythologisches Symbol zu echauffieren und nach Strafe sowie Verurteilung zu rufen und damit direkt politisch einzugreifen? Demiral hat diese Geste im Freudentaumel über den Sieg gezeigt, spontan und ohne irgendwelche Hintergedanken. Wer dass Gegenteil behauptet, hat selbst ein wesentliches Problem oder Ziel, dass er oder sie verfolgt. Dass die Innenministerin das sofort aufgriff und kriminalisierte, spricht also Bände.
Nein, es ist nicht das Problem der Türken oder der Türkei, dass die Europäer, insbesondere auch die Deutschen, mit anderen Mythologien oder der Geschichte eines Staates ein Problem haben. Es ist ein Urdeutsches Problem, kein Problem der Türkei. Es will ständig den Finger erheben und belehren, nicht nur im Alltag, sondern bei internationalen Veranstaltungen und in der Weltpolitik.
Leider hat das deutsche Wesen nicht bedacht, dass die Türken auf ihre Kultur und Herkunft stolz sind und verteidigen – auch hier in Europa. Vor allem dann, wenn das politisch aufgeladen und die UEFA dazu aufgerufen wird, einzuschreiten. Nennen Sie das Trotzreaktion oder was auch immer! Fakt ist, die Türken in Europa wie auch in der Türkei sind ziemlich sauer, und das zurecht!
Faeser hat auch nicht mit eingerechnet, dass der Eklat bis nach Ankara überschwappt und Erdogan sich veranlasst sieht, seine geplante Reise nach Aserbaidschan – einem Brudervolk – abzusagen und das Viertelfinalspiel der Türkei gegen die Niederlande im Berliner Olympia-Stadion anzuschauen. Die „One Live“ Binde während der WM in Katar lässt daher grüßen, Frau Ministerin!
Fest steht, dass die türkischen Fans laut statistischen Erhebungen noch vor den Deutschen bislang die meisten Zuschauer der EM2024 aufbieten konnten. Man muss nicht tief in die Glaskugel schauen, um zu erahnen, was am kommenden Samstag in den Tribünen und vor den Fernsehern, in den Public Viewing Orten oder in der Türkei Hunderttausende, Abermillionen in der Welt mit ihren Händen tun werden: zum Wolfsgruß erheben.
Das I-Tüpfelchen wäre dann noch, wenn Erdogan ebenfalls zum Gruß nachzieht, besser noch, das Signal dazu einleitet und die Massen in den Tribünen dazu einstimmt. Aber allein schon das Erscheinen von Erdogan wird in Berlin Eindruck machen und ist eine Machtdemonstration an Nancy Faeser, die diesen türkischen Geist selbst aus der Flasche herausgelassen hat.
Das heißt, auch die „regelbasierten“ westlichen Diktaturen müssen lernen, dass an „internationalen Events“ Sportler aus der ganzen Welt teilnehmen und man auch Aktionen ertragen muss, die im Gastgeberland nicht gewöhnlich oder anders empfunden werden. Wie eben die Regenbogenflagge in Katar und insbesondere die Armbinde von Faeser.
Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.
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