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Sotschi-Treffen
Türkische Banken integrieren russisches Zahlungssystem MIR

Rund fünf weitere türkische Banken wollen das russische Mir-Zahlungssystem übernehmen. Das meldete das Kommunikationszentrum des türkischen Präsidenten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Archivfoto: Screenshot/tccb)
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von Nabi Yücel

Rund fünf weitere türkische Banken wollen das russische Mir-Zahlungssystem übernehmen. Das meldete das Kommunikationszentrum des türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, nach der Rückkehr vom Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aus Sotschi am Schwarzen Meer.

Demzufolge gebe es ernsthafte Entwicklungen in Bezug zur Ausweitung und Integration des russischen Zahlungssystems Mir im türkischen Bankensystem. Die Integration der Mir und damit der russischen Währung Rubel, erleichtere die Zahlungsabwicklung auf beiden Seiten, so in der Meldung.

Schon seit einigen Wochen können russische Staatsangehörige an Geldautomaten Bargeld abheben, die mit dem besagten russischen Zahlungssystem verbunden sind. Die Automaten der türkischen İş-, Ziraat- und VakıfBank akzeptieren Abhebungen mit den russischen Karten. Andere türkische Banken, an denen ausländische Geldhäuser Anteile halten, waren bis zuletzt aufgrund der Sanktionen vorsichtiger. Nun sollen aber weitere Banken folgen.

Seit Russland wegen des Überfalls auf die Ukraine von westlichen Ländern sanktioniert wird, bemüht sich das Land um enge Beziehungen zu anderen Staaten. Der Iran, das sich mit Sanktionen auskennt, hat Russland ebenfalls zugesagt, das russische Zahlungssystem zu akzeptieren. Putin hatte sich am Freitag mit seinem türkischen Amtskollegen in Sotschi getroffen; das zweite Treffen der Staats- und Regierungschefs in nur zwei Wochen.

Während des Treffens in Sotschi wurde von Putin der Vorschlag unterbreitet, das russische Zahlungssystem in der Türkei weiter auszubauen. Russland hofft damit, neue Kanäle zu finden, die westlichen Beschränkungen im Banken-, Energie- und Industriesektor zu umgehen. Bereits vor dem Treffen in Sotschi hatte die US-amerikanische Washington Post unter Berufung auf ukrainische Nachrichtendienstquellen berichtet, dass Putin Erdoğan dazu bringen wolle, Russland den Kauf von Anteilen an türkischen Raffinerien, Ölterminals und Gasfeldern zu erlauben.

Das EU-Ölembargo gegen Russland beginnt im nächsten Jahr in vollem Umfang zu greifen, sofern sich am Fahrplan nichts ändert. Moskau fordert von Ankara auch, dass viele staatseigene türkische Banken Korrespondenzkonten der größten russischen Banken zulassen, was laut Ökonomen und Experten in den USA ein klarer Verstoß gegen westliche Sanktionen wäre.

Die Türkei will sich bislang „grundsätzlich und ausschließlich Sanktionen anschließen, die von den Vereinten Nationen verhängt werden“, so ein hochrangiger Vertreter der türkischen Regierung.

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In der Türkei geht das Gerücht um, dass Putin dem türkischen Präsidenten formell die BRICS-Mitgliedschaft anbieten wird. BRICS, das steht für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

BRICS, das sind 40 Prozent der Weltbevölkerung, 25 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die BRICS liebäugelt seit längerem damit, die Türkei in das Wirtschaftsbündnis aufzunehmen. Die Türkei hat sich bislang zögerlich gezeigt.

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