Tirana – Die wichtigste Oppositionspartei in Albanien reagierte empört, nachdem das Gericht erster Instanz für schwere Verbrechen in Tirana am Donnerstag den ehemaligen Innenminister Saimir Tahiri wegen der Anklage des internationalen Drogenhandels und der Verbindung zu einer kriminellen Organisation für unschuldig befunden hatte.
Stattdessen verhängte sie ihm eine Bewährungsstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit den Aktivitäten einer kriminellen Bande, die jahrelang bis 2017 ungehindert operierte, als die italienische Polizei gegen sie vorging. Tahiri war nach dem Urteil trotzig, nannte es lächerlich und kündigte an, dass er Berufung einlegen würde.
Jaeld Cela, ein ehemaliger Polizeibeamter, der zusamen mit Tahiri angeklagt war, wurde ebenfalls wegen Drogenbeschuldigung für nicht schuldig befunden und nur wegen Machtmissbrauchs verurteilt. Seine Strafe wurde jedoch nicht ausgesetzt, weil er seit zwei Jahren auf der Flucht ist, berichtet das Recherchenetzwerk BalkanInsight.
Die oppositionelle Demokratische Partei kritisierte das Urteil als viel zu nachgiebig. Parteiführer Lulzim Basha nannte es „beschämend“. Basha: „Das zeigt, wie Edi Rama Tahiri beschützt hat… Rama ist eine Geisel des Verbrechens.“
Die Staatsanwaltschaft hatte 12. Jahre Haft gefordert.
Tahiri war zwischen 2013 und 2017 fast vier Jahre lang Innenminister. Dies war ein Rekord im post-totalitären Albanien, wo die Innenminister selten mehr als zwei Jahre im Amt sind.
Oppositionsführer Basha hatte alle 420 Seiten der italienischen Gerichtsdokumente auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht und einen politischen Sturm ausgelöst. Die verhafteten Bandenmitglieder aus einem Dorf in der Nähe von Vlora in Südalbanien beschrieben Tahiri als Freund, behaupteten, die Polizei in der Stadt zu kontrollieren und hatten Spione in einer militärischen Radarstation, um ihre Operationen zu leiten.
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