Berlin (dts) – Vor dem Hintergrund, dass der Euro-Rettungsfonds Griechenland am Freitag für insolvent erklärt hat, muss die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ansicht des Präsidenten des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, jetzt ihre griechischen Staatspapiere abschreiben. Spätestens damit sei belegt, dass die EZB eine monetäre Staatsfinanzierung betrieben habe, die nach dem Maastrichter Vertrag verboten sei, sagte Sinn im Interview mit „Bild“. „Die EZB, die trotz aller Kritik eine Politik der Rettung der Staaten mit der Druckerpresse zuließ, hat sich damit nachweislich der Vertragsverletzung schuldig gemacht“, sagte der Ifo-Chef.
Zudem würden die griechischen Banken vor dem Zusammenbruch stehen. „Der formelle Konkurs des griechischen Staates bedeutet, dass die Banken Griechenlands in aller Regel ebenfalls insolvent sind“, sagte Sinn. Einerseits würden die griechischen Geldhäuser sehr viele Staatspapiere besitzen, andererseits seien Garantien des Staates, mit dem die Banken sich Kredite bei der griechischen Notenbank besorgt hätten, wertlos. „Da die Banken nicht zurückzahlen können, muss die griechische Notenbank ihre Kreditforderungen abschreiben und ist damit im Grunde ebenfalls insolvent“, sagte Sinn. Unter diesen Bedingungen lasse sich der Austritt Griechenlands aus der Eurozone nur noch schwer verhindern. „Ohne den Austritt und die Einführung einer neuen Währung würde das gesamte griechische Finanzsystem zusammenbrechen, es sei denn, es werden sofort neue fiskalische Kredite der Staatengemeinschaft gewährt.“ Ob das rechtzeitig geschehen könne, stünde in den Sternen.