Start Politik Ausland Interreligiöser Dialog „Assalamu alaikum“: Kroatische Präsidentin Grabar-Kitarovic beginnt Rede mit muslimischem Gruß

Interreligiöser Dialog
„Assalamu alaikum“: Kroatische Präsidentin Grabar-Kitarovic beginnt Rede mit muslimischem Gruß

Vor 100 Jahren wurde die muslimische Gemeinschaft in Kroatien den christlichen Kirchen gleichgestellt. Dies wurde mit einem Festakt begangen. Der türkische Präsident Recep Tayyip hielt als Staatsgast aus diesem Anlass eine Festrede.

(Archivfoto: AA)
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Kroatien: Erdoğan und Kitarovic unterstreichen Bedeutung der religiösen Toleranz

Zagreb (nex) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat während seines Besuchs in der kroatischen Hauptstadt Zagreb die Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs und der Toleranz unterstrichen.

In seiner im Fernsehen übertragenen Rede im Rahmen einer Zeremonie zum 100. Jubiläum der offiziellen Gleichstellung des Islam als Religionsgemeinschaft in Kroatien sprach Erdoğan ausführlich über die Wichtigkeit von Einheit und Solidarität.

Er erinnerte an das Verständnis von Einheit, Toleranz und Dialog im Sufismus. „Wer für Toleranz und Dialog eintritt, verteidigt die Kultur eines herzlichen Zusammenlebens. Sei Euch sicher, dass diejenigen, die wollen, dass wir einander bekämpfen, in ihrer eigenen Dunkelheit versinken werden.“

Heute wäre es geboten, von den guten Beispielen des Zusammenlebens zu sprechen, nicht von den schmerzlichen Ereignissen der Vergangenheit, so Erdoğan. „Wir betrachten die unterschiedlichen Religionen und Kulturen, die das gesellschaftliche Mosaik der Türkei ausmachen, als einen wertvollen Schatz.“


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Der türkische Präsident würdigte auch, dass Kroatien den Muslimen die freie Ausübung ihrer Religion ermögliche und das Zusammenleben in der Region seit Jahrhunderten friedlich und harmonisch sei.

„Es besteht kein Zweifel, dass das Gleiche auch auf andere Religionen und Kulturen zutrifft. Ich denke, dass dies zu einer starken Partnerschaft zwischen der kroatischen Regierung und der islamischen Community in Kroatien beigetragen hat“, so Erdoğan.

Die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic sagte ihrerseits, die Muslime seien ein integraler Teil der kroatischen Gesellschaft und Kultur. Sie begann ihre Rede mit dem muslimischen Gruß „Assalamu alaikum“ („Friede sei mit Dir“) und erklärte: „Der juristisch-politische Akt [von vor 100 Jahren] war ein wichtiges Bekenntnis zur Gleichstellung des Islam, der nun eine nicht wegzudenkende Komponente in der kroatischen Geschichte und Kultur darstellt.

Deshalb hat dieser Tag auch eine große Bedeutung für den kroatischen Staat und die Muslime in Kroatien.“ Das kroatische Parlament hielt aus Anlass des Jahrestages eine Sondersitzung ab. Später nahm Präsident Erdoğan noch an der Eröffnungszeremonie des Yunus-Emre-Kulturzentrums in Zagreb teil.

Am 27. April 1916 hielt die damals noch zur Österreichisch-Ungarischen Donaumonarchie gehörige Provinz Kroatien eine Parlamentssitzung ab, in der die Gleichstellung des Islam mit dem Römischen Katholizismus und der Orthodoxie beschlossen wurde. Der Islam wurde im 15. Jahrhundert durch das Osmanische Reich in die Region gebracht.

In Kroatien, das sich 1991 vom früheren Jugoslawien abspaltete und seit 2013 Mitglied der Europäischen Union ist, sind 86 Prozent der Bevölkerung Katholiken, zweitgrößte Religionsgemeinschaft sind die Orthodoxen mit 4,4 Prozent. Im Land leben 63 000 Muslime, das sind 1,5 Prozent der Bevölkerung.