Osnabrück – Die Deutsche Rentenversicherung mahnt in der Diskussion um eine weitere Anhebung des Rentenalters zur Vorsicht. Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ): „Wir sollten uns genau anschauen, ob die Lebenserwartung tatsächlich immer weiter steigt. Es gibt ja auch schon Länder, wo das nicht mehr der Fall ist.“
Roßbach betonte, gegenwärtig gingen die Menschen im Durchschnitt mit 64,3 Jahren in Altersrente. Zudem laufe bis 2031 noch die Anpassung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre. Sie forderte: „Wir sollten jetzt genau beobachten, ob die Menschen tatsächlich länger arbeiten oder ob sie vorgezogene Renten mit Abschlägen hinnehmen. Das sollte man wissen, wenn man über diese Frage diskutiert.“
Unter anderem aus Kreisen der Unionsparteien gibt es Forderungen, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, wenn – wie es heißt – „wir alle älter werden“. Auch die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben in ihrem Frühjahrsgutachten zu einer späteren Rente geraten. Es werde eine Herausforderung, die Staatsfinanzen nach der Corona-Pandemie wieder auf eine solide Basis zu stellen, schreiben sie. Vor allem die perspektivisch steigenden Ausgaben für die Rentenversicherung spielten dabei eine große Rolle.
Roßbach mahnte zudem: „Wenn man die Rentenanpassungen ein weiteres Mal dämpft, muss man natürlich auch ehrlich sagen: Das ist eine Änderung zulasten der Rentner. Sie haben dann ein größeres Paket zu tragen.“
Kurzfristigen Reformbedarf sieht Roßbach nicht. Sie sagte: „Wir haben in diesem Jahr sogar ein Rentenniveau von 49,4 Prozent. Da sind wir deutlich über dem, was immer vorausgesagt wurde. Selbst im Jahr 2025 sind wir noch deutlich über der Haltelinie von 48 Prozent.“ Auch werden die Beitragssätze nach ihren Angaben im laufenden und im kommenden Jahr stabil bei 18,6 Prozent bleiben können. „Erst im 2023 ist eine Anhebung zu erwarten auf dann prognostiziert 19,3 Prozent.“
Bei der Einführung der Grundrente ist die Rentenversicherung nach den Worten von Roßbach im Zeitplan. „Das gilt für den Datenaustausch mit den Finanzbehörden und auch für die interne Organisation, sodass wir – wie bisher geplant – im Juli die ersten Bescheide verschicken werden.“
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