Von Tarek Bae
In Wien schlug ein Security-Mitarbeiter der Ladenkette „Müller“ auf eine Frau ein, die angeblich etwas geklaut haben soll, was laut Polizei aber nicht der Fall war. Der Vorfall wurde gefilmt und sorgt in Österreich derzeit für Diskussion. Wie sich die Reaktionen abspielen, ist ein Sinnbild für eine weitverbreitete Geisteshaltung in unserem Nachbarland.
Während mehrere Augenzeugen berichten, dass der Mitarbeiter zwei Begleiterinnen der Angegriffenen „Kopftuchschlampe“ nannte und die betroffene Frau derartig brutal verprügelte, dass sie unter Schock steht, wird er von vielen Kommentatoren gerechtfertigt. „Müller“ selbst leistete sich einen Skandal, als zunächst die Gewalt geleugnet und den drei Frauen aggressives Verhalten vorgeworfen wurde, obwohl den Frauen, ebenfalls vor Zeugen, zunächst ein Gutschein angeboten wurde, den Vorfall nicht öffentlich zu machen.
Kurze Zeit später erschien ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der Mitarbeiter eine der Frauen gewalttätig angeht. Während man Kindergeschrei hört und mindestens zwei Personen (vielleicht die anderen beiden Frauen) „hören Sie auf“ rufen und versuchen, sich vor die am Boden liegende Frau zu stellen, werden sie von einer anderen Müller-Mitarbeiterin weggehalten.
Obwohl die Müller-Darstellung sich als absolut falsch herausstellte und die Polizei nach Sichtung der Tatsachen ausschließlich Ermittlungen gegen den Mitarbeiter aufnahm, wird mit Nachdruck versucht, ernsthaft der verprügelten Frau eine Schuld nachzusagen und den rassistischen Gewalttäter in Schutz zu nehmen.
Seien wir ehrlich, wäre die betroffene Österreicherin keine Muslima und der Angreifer der Muslim, hätten wir nun wieder eine „Kulturdebatte“. So aber bleiben Politik und Medien bislang unkritisch.
Das ist ein Freifahrtschein für Rassismus, Islamfeindlichkeit und vor allem Gewalt gegen Frauen. Die Rechtfertigungsversuche, die ohne Wenn und Aber klingen wie „die Zicke wird es wohl irgendwie verdient haben“, beweisen unmissverständliche Frauenverachtung und ja, davon können auch Frauen betroffen sein.