Von Kemal Bölge
Am 24. Juli 1995, also vor 29 Jahren, verstarb der charismatische Arzt, Menschenrechtsaktivist und Politiker Dr. Sadık Ahmet. Bis heute wird Ahmet über die Grenzen Westthrakiens hinaus verehrt, wobei er in seiner Verehrung durchaus mit einem
Popstar vergleichbar ist.
Die im äußersten Nordosten Griechenlands gelegene Region Westthrakien zählt zu den ökonomisch schwächsten Regionen des Landes. Ahmet erblickte am 7. Januar 1947 im Dorf Sirkeli/Gümülcine das Licht der Welt. Nach Beendigung der Grundschule in Sirkeli besuchte er die Celal-Bayar-Schule der türkischmuslimischen Minderheit in Westthrakien, an welcher er auch sein Abitur absolvierte.
Der Chirurg aus Gümülcine /Komotini, der sich den Menschenrechten der türkischen Minderheit verschrieb
An den Universitäten in Ankara und Thessaloniki absolvierte er ein Studium der Medizin, welches er 1974 abschloss. Ab 1984 arbeitete er als Chirurg. Neben seiner beruflichen
Tätigkeit als Arzt engagierte sich Ahmet zudem für die gesellschaftlichen Belange der türkischen Minderheit im nordöstlichen Teil Griechenlands.
Ein wesentliches Merkmal dieser Problematik besteht in der Weigerung Athens, die Türken in Westthrakien als ethnische Minderheit anzuerkennen und stattdessen den Begriff „griechische Muslime” zu verwenden, obschon diese Menschen sich als Türken muslimischen Glaubens betrachten.
In einer Unterschriftenaktion machte der charismatische Menschenrechtsanwalt und Politiker 1985 auf die Angelegenheit der türkischen Minderheit aufmerksam. Dabei
konnte er schätzungsweise 15.000 Unterschriften sammeln. Sein unermüdlicher Einsatz für die Grundrechte der türkischen Minderheit wurde von den Behörden mit einer
Anklage und einer späteren Verurteilung zu 30 Monaten Haft geahndet.
Bei den griechischen Parlamentswahlen von 1989 wurde Ahmet als erster unabhängiger Abgeordneter der türkisch-muslimischen Minderheit ins Parlament in Athen gewählt. Sein Mandat wurde jedoch später annulliert. Infolge einer am 26. Januar 1990
gehaltenen Rede wurde er wegen der Verwendung des Begriffs „Türken” für die in Westthrakien lebende Minderheit zu ein.er mehrmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Dr Sadık Ahmet: „Nur weil ich Türke bin, muss ich ins Gefängnis”
Vor Haftantritt erklärte Ahmet damals: „Nur weil ich Türke bin, muss ich ins Gefängnis. Wenn es strafbar ist, Türke zu sein, wiederhole ich noch einmal, dass ich Türke bin und
es auch bleiben werde.”
Im Jahr 1993 wurde durch eine Gesetzesänderung des Wahlrechts eine Drei-ProzentHürde für das griechische Parlament beschlossen, wodurch unter anderem der Einzug unabhängiger Kandidaten wie Sadık Ahmet verhindert werden sollte.
Infolge eines bis heute nicht vollständig aufgeklärten Verkehrsunfalls, welcher sich am 24. Juli 1995 im Dorf Susurköy (Sostis) ereignete, kam Dr. Sadık Ahmet ums Leben.
https://youtu.be/aYlBwcA45Wg