Start Sport Judo-EM Türkisch-französische Judoka Kayra Sayit feiert Sieg mit „Wolfsgruß“

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Türkisch-französische Judoka Kayra Sayit feiert Sieg mit „Wolfsgruß“

Die türkisch-französische Judoka-Kämpferin Kayra Sayit hat im Turnier-Finale der Judo-Europameisterschaft in Lissabon die Französin Léa Fontaine geschlagen und der Türkei eine zweite Goldmedaille beschert.

(Foto: Screenshot/Twitter)
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Lissabon – Die türkisch-französische Judoka-Kämpferin Kayra Sayit hat im Turnier-Finale der Judo-Europameisterschaft in Lissabon die Französin Léa Fontaine geschlagen und der Türkei eine zweite Goldmedaille beschert.

In der Türkei scheint die Goldmedaille von Sayit jedoch weniger Aufsehen zu erregen als der von ihr nach dem Zweikampf gezeigte sogenannte Leisefuchs, bekannt auch als Wolfsgruß. Kayra Sayit, geboren auf der karibischen Insel Martinique und seit 2015 türkische Staatsbürgerin, gewann am vergangenen Sonntag in einem dramatischen Finalkampf in der Gewichtsklasse über 78 Kilogramm gegen die Französin Léa Fontaine.

In der Sportarena in Lissabon zeigte Sayit kurz nach Ende des Kampfes mit weit ausgestreckten Händen vor Freude über den Sieg und die Goldmedaille den Wolfsgruß. Sayit sorgte damit für die zweite Goldmedaille des türkischen Teams an diesem letzten Wettkampftag. Die Türkei belegte somit mit zwei Goldmedaillen den zweiten Rang im Turnier in Portugal. Die deutschen Judoka enttäuschten dagegen in Lissabon und gingen erstmals ohne EM-Medaille nach Hause.

In der Türkei sorgte dagegen nicht die Goldmedaille für Furore, vielmehr der Leisefuchs von Sayit. In sozialen Netzwerken wurde sie gefeiert. 

„Kayra Sayit krönte die Goldmedaille, die sie in der Judo-Europameisterschaft gewann, mit einem Wolfsgruß. Sie zeigte somit, dass das Türkentum nicht nur zu einem Zeichen der ethnischen Zugehörigkeit oder Staatsbürgerschaft gehört, sondern auch zu einer durch Willen gebildeten nationalen Identität. Glückwunsch #Turkishgirl“, schrieb etwa ein User auf Twitter.

 

In die Reihe der vielen Gratulanten gesellte sich auch der Parteivorsitzende der Nationalistischen Bewegung (MHP) Devlet Bahçeli. Nach bekanntwerden des Sieges und des Zeigens des Wolfsgruß erklärte Bahçeli, er empfinde wie alle anderen die symbolische „Geste einer Afrotürkin“ als stark und wertvoll. Der sogenannte Leisefuchs ist bei Anwendung von türkischen Staatsbürgern in Österreich seit 1. März 2019 strafbar, weil es als Wolfsgruß wiedererkannt wird.

Der Wolfsgruß der „Grauen Wölfe“, ein sogenannter Erkennungsmerkmal von Parteianhängern der MHP, sorgte auch dafür, dass im November 2020 der Deutsche Bundestag in einem gemeinsamen Antrag von Union, SPD, FDP und Grünen die Bundesregierung aufforderte, ein Verbot von Vereinen der Grauen Wölfe zu prüfen und ihnen „mit Mitteln unseres Rechtsstaats entschlossen entgegenzuwirken“.

Nabi Yücel, Lissabon

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