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„Die türkische Automobilindustrie spielt weltweit in der Champions League“

Auf dem Online-Fachtag der Automobilverbände OIB und TAYSAD Ende Februar 2021 haben etwa 200 Unternehmer aus Deutschland und der Türkei in zehn Gruppen die Lage der türkischen Automobil- und Zulieferindustrie besprochen.

(Foto: nex24)
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Auf dem Online-Fachtag der Automobilverbände OIB und TAYSAD Ende Februar 2021 haben etwa 200 Unternehmer aus Deutschland und der Türkei in zehn Gruppen die Lage der türkischen Automobil- und Zulieferindustrie besprochen. Darüber hinaus wurden über Kooperationsmöglichkeiten zwischen der deutschen und der türkischen Automobilbranche beraten.

Auch 2020 trieb die türkische Automobilbranche als Wachstums- und Innovationsmotor die Wirtschaft der Türkei immens an. Mehr noch: Trotz Corona-Pandemie war sie mit 32 Milliarden US-Dollar führend in der Exportwirtschaft, was knapp ein Fünftel des Gesamtexports der Türkei ausmacht.

Zweifellos: Die türkische Automobil- und Zulieferindustrie spielt weltweit in der Champions League. Baran Çelik, Vorsitzender des OIB erklärte hierzu:

Die türkischen Automobilhersteller und -zulieferer sind wichtiger Bestandteil europäischer und deutscher Wertschöpfungsketten, die ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen. In der Automobilproduktion ist die Türkei europaweit von fünf auf Rang vier aufgestiegen. Für das Jahr 2023 zielen wir auf ein Exportvolumen im Wert von 43,8 Milliarden US-Dollar – Ausfuhren im Wert von 15,3 Milliarden US-Dollar aus der Zulieferindustrie.“

77 Prozent des türkischen Exports gingen in die Europäische Union. Dies zeigt: Die türkische Automobil- und Zulieferindustrie ist ein integraler Bestandteil der europäischen und damit auch der deutschen Wertschöpfungsketten. Die Türkei ist weltweit ein wichtiger Standort – auch für Forschung und Entwicklung.

„Die türkische Automobil- und Zulieferindustrie ist die Branche mit den meisten – in absoluten wie relativen Zahlen – Forschungs- und Entwicklungszentren. Das hat zur Folge, dass die türkische Automobilbranche hohe Kompetenzen in den Bereichen Design, Testung und Qualitätssicherung besitzt. Die Branche ist auch zukunftsfähig: Immer mehr Automobilunternehmen investieren in Automobile, die mit alternativer Energie betrieben werden, in Hybridautos und Plug-In Elektrofahrzeuge,“ erklärt Alper Kanca, Vorsitzender des türkischen Automobilverbandes TAYSAD.

Die türkische Automobil- und Zulieferindustrie will ihre Ausfuhren und ihren internationalen Marktanteil weiter ausbauen. Dieses Jahr stehen Deutschland und Frankreich im Visier. 2022 sollen die englischen, italienischen und US-amerikanischen Märkte gezielt adressiert werden.

Türkei beginnt bald mit Lithium-Produktion für eigenes E-Auto TOGG

Die Türkei will künftig selbst mit dem Abbau und der Produktion von Lithium beginnen.

„Wir werden in der Türkei zum ersten Mal mit der Produktion von Lithium beginnen“, sagte Fatih Dönmez gegenüber Reportern am Rande eines Besuchs im Technologieentwicklungszentrum Eti Maden im Oktober 2020.

Der Minister betonte, dass das Lithium auch in dem ersten in der Türkei produzierten Elektroauto TOGG zum Einsatz kommen soll. „Wir werden die hier hergestellten Lithiumbatterien auch in dem im Inland hergestellten Auto verwenden“, so Dönmez.

Lithium ist einer der wichtigsten Rohstoffe für Zell- und Batterietechnologien – und teuer. Nach deutlich fünfstelligen Preisen in einer zwischenzeitlichen Hochlaufphase kostet eine Tonne aktuell gut 7000 Euro. In der derzeit im Bau befindlichen Anlage in der Zentralprovinz Eskişehir will die Türkei zunächst mit der Produktion von rund 10 Tonnen des Rohstoffs pro Jahr beginnen. Dieser Wert soll in den nächsten zwei bis drei Jahren auf fast 500 Tonnen steigen. Aktuell importiert die Türkei jährlich fast 1200 Tonnen Lithium, berichtet Elektroauto-News. Das Lithium soll auch in „wichtigen Technologien wie Handys und Tablets“ eingesetzt werden, so Dönmez.

Türkisches E-Auto

Am 27. Dezember 2019 stellte die Türkei ihren ersten einheimischen Automobilprototypen vor, der innerhalb von 18 Monaten von der türkischen Automobil-Joint-Venture-Gruppe (TOGG), einem Konglomerat von Industriegiganten wie der Anadolu-Gruppe, BMC, Kök-Gruppe, Turkcell und Zorlu Holding sowie einer Dachorganisation, der Union der Kammern und Warenbörsen der Türkei, entworfen und hergestellt wurde.

TOGG-Fabrik

Im Juli 2020 legte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan daraufhin bereits den Grundstein für das erste einheimische Autowerk des Landes.

„Wir planen, den [Bau des] Werks in 18 Monaten abzuschließen und unser [erstes] Fahrzeug im letzten Quartal 2022 vom Band laufen zu lassen“, sagte Erdogan bei der Grundsteinlegung in der nordwestlichen Provinz Bursa.

Man habe mit dem Bau eines „riesigen Produktionskomplexes  begonnen, der die Wahrnehmung einer Fabrik in den Köpfen der Menschen radikal verändern wird, so Erdogan. Er sei stolz darauf so ein gigantisches Projekt, trotz Einschränkungen durch die Coronakrise, realisieren zu können. Das erste einheimische Auto sei ein seit 60 Jahren währender Traum der Türkei und diese Fabrik somit ein historischer Schritt.


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Anfang 2020 sagte Gürcan Karakas, der CEO der türkischen Automobil-Joint-Venture-Gruppe (TOGG), dass das Werk im Jahr 2022 mit einer Jahreskapazität von 175.000 Einheiten die Massenproduktion aufnehmen werde. Über eine Million Elektrofahrzeuge sollen bis 2030 auf den Straßen der Türkei unterwegs sein, so der türkische Energie- und Rohstoffminister Fatih Dönmez im Januar.

„Bis 2022 oder 2023 hoffen wir, unser eigenes einheimisches Auto auf den Straßen zu sehen“, sagte Dönmez in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu

Insgesamt sollen drei verschiedene Modelle entstehen, die fünf unterschiedliche Plattformen umfassen: Sedan (Limousine), Hatchback (Kombilimousine), Station Wagon (Kombi), Sports (Roadster) und Crossover (SUV). Am Freitag wurde neben der SUV-Variante auch eine Limousine vorgestellt. Der elektrische Antriebsstrang soll rund 400 PS leisten und je nach Version Heck- oder Allradantrieb ermöglichen, berichtet Focus. 

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