Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag hat der Forderung nach einem „Pharmagipfel“ zur Beschleunigung der Impfstoffproduktion eine Absage erteilt. „Für einen Pharmagipfel sehe ich keine Notwendigkeit“, sagte Karin Maag dem Tagesspiegel.
Sie fügte hinzu, es wäre „gut, wenn über diese Themen Gesundheits- oder Forschungspolitiker diskutierten, diejenigen, die sich mit den Themen auch sonst befassen.“ Carsten Schneider, der die Gipfelidee aufgebracht hatte, ist Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD im Bundestag und Haushaltspolitiker.
Maag sagte, die Herstellungsprozesse für Impfstoffe seien sehr komplex. Daher könnten Biontec und Pfizer, deren Impfstoff der bisher einzig zugelassene in der EU ist, mit der Produktion auch „nicht einfach sonstige Unternehmen oder gar andere Pharmafirmen beauftragen, einen hochkomplizierten Impfstoff zu produzieren, mit dem sie sich bisher gar nicht befasst haben“. Maag äußerte die Befürchtung, der SPD-Vorschlag ziele womöglich auf Eingriffe in die Eigentumsrechte der Herstellerfirmen. „Ein solcher Eindruck wäre für unseren Forschungsstandort fatal“, sagte sie. Das würde auch „das Ende für alle weiteren solchen großartigen Forschungsprojekte“ bedeuten, wie sie im Fall von Covid erstmals möglich wurden.
Dank einer „weltweit sensationellen Forschungsleistung“ gebe es aktuell 200 Impfstoffentwicklungen“. In nur einem Jahr sei „auch dank einer unglaublichen Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Forschenden in aller Welt Impfstoffe entwickelt und jetzt der Impfstoff von Biontech und Pfizer zur ersten regulären Zulassung in Europa geführt“. Da könne die EU nun nicht sagen, „wir nutzen unsere Marktmacht von etwa 500 Millionen Menschen; der Schnellste gewinnt, bei dem kaufen wir, alle andern interessieren uns nicht mehr“.
Zudem habe Europa „zu Recht bewusst auf unterschiedliche Impfstoffkandidaten gesetzt“. Maag sieht, wie sie sagt, „keinen Grund für falsche Hektik und unnötige Panik“. Schon jetzt habe Deutschland 130 Millionen Impfdosen sicher. „Wir priorisieren ja bewusst derzeit, weil von Anfang an klar war, dass nicht aus dem Stand, sobald ein Unternehmen eine Zulassung für seinen Impfstoff erlangt hat, genügend Impfdosen zur Verfügung stehen.“