Start Politik Ausland Israelisch-türkische Beziehungen Bericht: Türkei deutet Annäherung an Israel an

Israelisch-türkische Beziehungen
Bericht: Türkei deutet Annäherung an Israel an

Nach Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan, deutet nun ein weiterer Staat mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung eine Wiederannäherung an Israel an.

(Foto: MKA)
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Ankara – Nach Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan, deutet nun ein weiterer Staat mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung eine Wiederannäherung an Israel an.

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei könnten kurz vor einem Durchbruch stehen. Ein türkischer Präsidentenberater bestätigte bilaterale Gespräche und dass die vollen diplomatischen Beziehungen bis März wiederhergestellt werden könnten. Die Beziehungen zwischen den einst engen Verbündeten brachen mit dem Abzug des türkischen Botschafters im Jahr 2018 inmitten eskalierender Spannungen fast zusammen.

„Wenn Israel einen Schritt kommt, kann die Türkei vielleicht zwei Schritte kommen“, sagte der türkische Präsidentenberater für Außenpolitik, Mesut Caşın, in Bezug auf die laufenden Gespräche mit Israel in einem Gespräch mit Voice of America (VOA).

Caşın:

„Wenn wir ein grünes Licht sehen, wird die Türkei die Botschaft wieder öffnen und unseren Botschafter zurückbringen. Vielleicht können wir im März wieder volle diplomatische Beziehungen herstellen. Warum nicht?“

Die Herstellung von Frieden und Sicherheit sei für Israel und die Türkei sehr wichtig. Nach der Mavi Marmara wolle die Türkei keine weiteren Krisen mit Israel, fügte Caşın hinzu.

Wie das Nachrichtenportal Al Monitor unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen berichtet, habe Hakan Fidan, der Chef des türkischen Geheimdienstes, geheime Gespräche mit israelischen Beamten geführt, Teil einer türkisch initiierten Bemühung, die Beziehungen zu normalisieren. Im Gespräch mit Al-Monitor unter der Bedingung, dass sie nicht namentlich genannt werden, bestätigten drei Quellen, dass in den letzten Wochen Treffen stattgefunden haben, wobei Hakan Fidan die Türkei in mindestens einem von ihnen vertrat, aber sie lehnten es ab, zu sagen, wo.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden 2010 abgebrochen, nachdem israelische Sicherheitskräfte im Juni desselben Jahres ein Schiff der Hilfsflottille „Mavi Marmara“ gestürmt und dabei zehn türkische Aktivisten getötet hatten. Die Türkei verlangte daraufhin eine Entschuldigung, eine Entschädigung der Familienangehörigen der Opfer sowie die Aufhebung der Gaza-Blockade. 2013 entschuldigte sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für den Angriff.

Ankara und Tel Aviv unterzeichneten 2016 nach sechsjähriger Eiszeit ein Versöhnungsabkommen mit dem Ziel die Beziehungen zu normalisieren. Im Juni 2016 handelte Ankara einen Deal mit Tel Aviv aus. Dieser sieht neben der Duldung des humanitären Einsatzes der Türkei in Gaza Entschädigungszahlungen Israels in Höhe von 20 Millionen US-Dollar an die Mavi Marmara-Opfer vor. Laut dem Gesetz wird Israel den Betrag in einer Transaktion auf ein von der Türkei eröffnetes Konto überweisen.

Erdgas-Pipeline

Auch Verhandlungen über einen Erdgas-Pipeline-Bau zur Beförderung von israelischem Gas nach Europa waren 2017 in einem fortgeschrittenen Stadium.

In einem Exklusiv-Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sagte Dror Cohen damals, dass die  Gespräche zwischen Israel und der Türkei den Preis und die genaue Route der Pipeline beträfen.

Die  1.900 km lange Eastmed-Pipeline ist ein Projekt der EU mit dem Ziel, vom russischen Gas unabhängig zu werden. Die Pipeline soll 1.300 km unter dem Mittelmeer verlaufen, etwa 1.900 km lang sein und das von israelischen Unternehmen im östlichen Mittelmeer entdeckte Erdgas nach Europa befördern. Die Leitung soll über 6,2 Mrd. Euro kosten und von privaten Unternehmen mit der finanziellen Unterstützung der EU gebaut werden. Nach Fertigstellung werde die Pipeline jährlich zwischen 10 und 20 Milliarden Kubikmeter Gas befördern.

„Wir haben einige Meinungsverschiedenheiten, was den Preis und die genaue Route der Pipeline betrifft und befinden uns noch in der Verhandlungsphase“, so Cohen gegenüber Anadolu.

An den Verhandlungen nahmen sowohl israelische und türkische private Unternehmen als auch Regierungsvertreter beider Länder teil. Bei seinem damaligen Besuch in der Türkei sagte der israelische Energieminister Yuval Steinitz am Rande des 22. Welt-Erdöl-Kongresses, dass sich beide Länder darauf geeinigt hätten, den Versuch zu unternehmen, das zwischenstaatliche Dachabkommen über den Bau der türkisch-israelischen Pipeline bis zum Ende des Jahres abzuschließen.

Erneute Einstellung der Beziehungen

Nach erneuten Kämpfen zwischen Israel und dem Hamas 2018 und 2019 wurden die Beziehungen jedoch wieder eingestellt. Im Mai 2018 verwies Ankara „wegen der Gewalt im Gazastreifen“ den israelischen Botschafter außer Landes.

Neuer Botschafter

Am 14. Dezember entsandte die Türkei dann zum ersten Mal seit zwei Jahren einen neuen Botschafter, den 40-jährigen Ufuk Ulutaş, nach Israel. Ulutaş ist Vorsitzender des Zentrums für strategische Forschung im türkischen Außenministerium und ein politischer Angestellter, der an der Hebräischen Universität in Jerusalem Hebräisch und Nahost-Politik studiert hat. Ulutas sei auch dafür bekannt, ein Experte für den Iran zu sein, berichtet Al Monitor.

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