Start Politik Ausland Syrienkrise Kommentar: In nordsyrischer Grenzstadt kämpfen kurdische Clans gegen die PKK

Syrienkrise
Kommentar: In nordsyrischer Grenzstadt kämpfen kurdische Clans gegen die PKK

In der nordsyrischen Grenzstadt zur Türkei Raʾs al-ʿAin kämpfen aktuell lokale kurdische Clans gegen die PKK/YPG-Schergen. So viel zur Mär, die türkische Armee würde gegen "die Kurden" vorgehen. Noch nicht überzeugt? Kein Wunder, denn es gibt Berichte aus dem Irak wie Syrien, die es nicht in die deutschen Medien schaffen.

Kämpfer der YPG, der syrische Arm der PKK. (Archivfoto)
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Ein Gastkommentar von Nabi Yücel

Erst Fakten, dann die Moral VI.

In der nordsyrischen Grenzstadt zur Türkei Raʾs al-ʿAin kämpfen aktuell lokale kurdische Clans gegen die PKK/YPG-Schergen. So viel zur Mär, die türkische Armee würde gegen „die Kurden“ vorgehen. Noch nicht überzeugt? Kein Wunder, denn es gibt Berichte aus dem Irak wie Syrien, die es nicht in die deutschen Medien schaffen.

Berichte und Meldungen aus den sozialen Medien muss man mit Vorsicht genießen. Westliche Medien setzen automatisch Filter ein, weshalb der eine oder andere Bericht, die eine oder andere Meldung in der Schublade verschwindet. Nein, man darf nicht alle deutschen Medien über den Kamm scheren, aber seltsam, viele der interessantesten Berichte und Meldungen, schaffen es nicht einmal als Zweizeiler.

Die wohl ungewöhnlich schärfste Zurechtweisung wurde in der schwedischen „Aftonbladet“ veröffentlicht. Da meldete sich am Dienstag die Präsidentin der „Assyrischen Föderation“ in Schweden zu Wort, um dem Vorsitzenden der Linkspartei Jonas Sjöstedt die Leviten zu lesen. Ich werde euch das nicht vorenthalten:

„Die Kurden sind kein Geschenk Gottes an den Nahen Osten“

(Screenshot/Afdonbladet)

Replik der Assyrischen Versammlung an die Linkspartei über Trumps Entscheidung, die Vereinigten Staaten aus Syrien abzuziehen.

Die Linkspartei mit Jonas Sjöstedt an der Spitze spricht sich gegen Trumps Entscheidung aus, die USA aus Syrien abzuziehen . Sjöstedt schreibt unter anderem: „Versammeln wir uns für den einzig progressiven und hoffnungsvollen Teil Syriens. Diejenigen, die den IS besiegt haben, wo verschiedene Menschen zusammenleben und wo Frauen Rechte haben. “

Wir, die aus der Gegend kommen und die Familie und Verwandte haben, können nichts anderes tun, als diese unkritische Hommage an kurdische Gruppen zu bedauern. Der Nordosten Syriens, der von der syrischen Niederlassung YPG der militanten kurdischen Gruppe PKK übernommen wurde, ist geprägt von Mord, Unterdrückung, Ausbeutung von Kindersoldaten und ethnischen Säuberungen. Weiter hier.

Wer meint, das wäre ja nur eine Stimme gegen viele andere Stimmen von „Kurden“ und „Christen“, die gegenüber der Türkei oder dem syrischen Machthaber Assad feindlich gesinnt sind, der irrt gewaltig.

Am Mittwoch meldete sich über den soziale Kurznachrichtendienst Twitter die irakisch-christliche Stiftung (Iraqi Christian Foundation @iraqschristians) und teilte gegen die „kurdischen“ YPG bzw. SDF mächtig aus. Es stimme leider nicht, dass die syrischen Christen auf der Seite der YPG stünden. Die Mehrheit der syrischen Christen habe von den Autonomiebestrebungen der Kurden die Nase voll. Die Bestrebungen waren demnach für die Christen der Region keine friedliche.

Die „kurdischen Autonomiebehörden“ würden die dortigen Christen mit der Vertreibung aus ihrem Gebiet drohen. Die „Kurden“ wüssten, dass die einheimischen syrischen Christen und Gemeinden die syrische Staatsmacht in Damaskus bevorzugen würden und zuletzt twittert @iraqschristians, die YPG/SDF unterdrücke die Christen und daher lehne man eine egoistische Kontrolle der YPG/SDF über die Wünsche der heimischen Christen ab.

(Screenshot/Twitter)

Aber damit ist die Führung durch „Meldungen die es bis in die deutschen Meldungen nicht geschafft haben“, noch nicht beendet.

Am Mittwoch twitterte diesmals das Assyria TV (@AssyriaTV) und berichtete von einem Angriff auf ein Dorf in der Nähe der syrischen Grenzstadt Qamischli zu Nusaybin in der Türkei. Berichten zufolge habe die YPG mit Mörsergranaten die türkische Stadt Nusaybin beschossen, und zwar aus dem besagten Dorf, in der Assyrer, also syrische Christen leben. Damit solle ein Angriff der türkischen Streitkräfte provoziert werden. Die YPG benutze die Assyrer als lebendige Schutzschilde. Dann twitterte Assyria TV, dass die YPG die Christen als Propaganda missbrauche.

Dieser Vorfall wurde in Twitter auch zigfach geteilt, zumindest was das propagandistische angeht. Denn in den Meldungen hieß es diesmal, die türkische Artillerie habe das Dorf willkürlich angegriffen, Menschen verletzt, getötet. Also genau das Gegenteil, was die Assyria TV getwittert hatte.

In einem weiteren Tweet am Donnerstag erklärte Assyria TV, dass die YPG mit Gruppen komme, die man als „Marionetten“ für „Minderheiten“ betrachten könne. Diese würden nämlich als „assyrische“, aber prokurdische Organisation, für Flugverbotszonen ausgewiesen. Es handle sich dabei um eine Randgruppe unter dem Namen „European Syriac Union“. Diese Gruppe soll von der PKK in den 80er Jahren gegründet worden sein. Sie vertrete aber nicht die assyrische Mehrheit in Syrien.

Wen vertritt also die YPG-SDF-PKK in Syrien oder im Irak, wenn so ziemlich alle Gruppen, Clans, Gemeinden, Gemeinschaften, Religionsanhänger und vor allem Kurden sich von ihnen distanziert, aber nicht erhört werden? Die Reihe der Meldungen die es nicht bin in die deutschen Medien geschafft haben, könnte man endlos weiterführen, aber dazu mehr in den nächsten Episoden der Reihe „Erst Fakten, dann die Moral“

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