Brüssel – Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat angeordnet, dass eine serbisch-orthodoxe Kirche, die auf dem Grundstück einer Srebrenica-Witwe erbaut wurde, abgerissen werden muss.
„Mir wurde Unrecht angetan und das hat mein Leben zwanzig Jahre lang ruiniert“, zitiert heute.at Fata Orlovic. Sie hatte während des Bosnienkriegs alles verloren.
„Die Serben kamen während des Fastenbrechens und schlugen mich. Ich musste eine Geldstrafe bezahlen“, erinnert sich die 1942 geborene Muslima. „Kurz gesagt: Es war kein Vergnügen, aber ich habe alles überlebt.“
Ihr Ehemann und mehr als 20 Familienmitglieder überlebten jedoch nicht. Sie wurden 1995 im Massaker von Srebrenica von der bosnisch-serbischen Armee getötet. Orlovic und überlebende Verwandte wurden aus ihrer Heimat, der Gemeinde Konjevic Polje, vertrieben, berichtet heute.at weiter.
Wie die Deutsche Welle (DW) berichtet, ordnete der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zudem an, dass Bosnien-Herzegowina der muslimischen Familie ihren Grundbesitz vollständig zurückgeben muss. Darunter ist auch eine Parzelle, auf der 1998 eine serbisch-orthodoxe Kirche errichtet wurde. Das Grundstück sei ohne Kenntnis der Familie enteignet worden. Die Rückgabe müsse spätestens drei Monate nach dem Zeitpunkt erfolgen, zu dem die Entscheidung rechtskräftig sei, entschied der Gerichtshof in Straßburg.
Der Streit um die Eigentumsrechte in der bosnischen Ortschaft Konjevic Polje gehe auf die Zeit des Bosnien-Kriegs (1992-95) zurück. Die Klage wurde von 14 Mitgliedern einer Großfamilie eingereicht, die 1993 vertrieben wurde und ihr Land zurücklassen musste, berichtet DW weiter.
„Ich bin froh, es ist gut, ich danke den guten Leuten. Ich habe nie die Hoffnung verloren, aber es war nicht leicht. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit“, sagte Fata Orlovic in einem Gespräch mit dem Recherchenetzwerk BIRN.
Sie wurde für ihre Kampagne zu einer Art Helden für einige Bosniaken, wurde aber von bosnischen Serben kritisiert und manchmal auch belästigt.
Die lokale Regierung verklagte sie sogar wegen der Verbreitung von ethnischem Hass und der Verhinderung der Arbeit der Kirche, aber das Gericht habe die Anklage zurückwiesen. Wie BIRN weiter berichtet, sei sie in den Jahren 2008 und 2012 zudem zweimal von einzelnen Polizisten angegriffen worden.