Hamburg (nex) – Seit den G20-Ausschreitungen in Hamburg befinden sich in Deutschland noch immer unzählige Ausländer in Untersuchungshaft, so auch der 18-jährige Italiener Fabio V. aus Belluno. Schweren Landfriedensbruch und tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte wirft die Staatsanwaltschaft dem Italiener und den übrigen Beschuldigten vor.
Wie der NDR berichtet, gebe es inzwischen jedoch konkrete Anhaltspunkte, dass der Demonstrationszug am Rondenbarg nicht so gefährlich gewesen sei, wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Haftrichter behaupten.
Ein von der Polizei selbst aufgenommenes Video zeigt das Aufeinandertreffen von Beamten und Demonstranten um 6.27 Uhr morgens. Panorama 3 liege das Video vor. „Schwerste Ausschreitungen“ und „massiven Bewurf“ mit Gegenständen, wie von den Strafverfolgern behauptet, sieht man darin nicht, so der NDR weiter.
„Ich möchte jetzt nicht zu sehr relativieren oder entschuldigen. Aber tatsächlich erlebt man dieses Ausmaß der Gewaltintensität bei jedem Zweitliga-Fußballspiel“, sagte der Experte und frühere Polizist Professor Rafael Behr gegenüber Panorama 3. „Schwerste Ausschreitungen“ oder gar „bürgerkriegsähnliche Zustände“ erkenne man in dem Video „eindeutig nicht“.
Wie der NDR weiter berichtet, werfe nicht nur das Video zahlreiche Fragen auf, auch die Haftbegründungen der Richter des Oberlandesgerichts seien erstaunlich. Der 18-jährige Italiener müsse „mit einer empfindlichen Freiheitsstrafe“ rechnen, so der OLG-Beschluss vom 21. Juli, der die Untersuchungshaft des Italieners Fabio V. begründet.
„Erhebliche Anlage- oder Erziehungsmängel“ gehörten zu den Wertungen der Richter zur Persönlichkeit des Italieners, dabei sei der 18-Jährige NDR zufolge nicht einmal von einem Psychologen begutachtet worden. Fabio V. ist nicht vorbestraft und arbeitet in Italien in einer Fabrik. Außer Fabio V. sitzen noch vier weitere Italiener im Zusammenhang mit den G20-Demonstrationen in Untersuchungshaft.