Dortmund (nex) – Für die türkische Einwanderercommunity könnte es der Kampf des Jahrhunderts werden. Nicht, weil der Boxverband GBU, der erst seit 2005 existiert und erst seit kurzem wieder eine Männersparte aufweist, oder sein Weltmeister Ünsal Arik einen so großen internationalen Bekanntheitsgrad aufweisen würde.
Was vor allem türkische Boxsportfans an der so genannten Challenge des Jahrhunderts so stark Anteil nehmen lässt, dass es jeden Klitschko-Kampf in den Schatten stellt, ist, dass es aus Sicht vieler Einwanderer um die Ehre ihrer Nation geht. Ünsal Arik ist in letzter Zeit weniger durch seine sportlichen Erfolge aufgefallen als durch kontroverse politische Statements.
Diese richten sich vor allem gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dessen Anhänger in der Türkei selbst und in Deutschland. Im Vorfeld des Verfassungsreferendums in der Türkei im April 2017 hatte Arik für ein „Nein“ geworben und dabei auch Sendungen wie das SAT1-Frühstücksfernsehen und die Show des umstrittenen Moderators Jan Böhmermann genutzt, um gegen Regierungsbefürworter auszuholen. Sinngemäß forderte der 36-jährige Superweltergewichtler unter anderem in Deutschland lebende Anhänger des türkischen Präsidenten dazu auf, das Land zu verlassen.
Dem 32-jährigen, aus Kempten stammenden und mittlerweile in Darmstadt lebenden Profiboxer Sükrü Altay ging diese Form der Akkommodation an die deutsche Mehrheitsgesellschaft allerdings zu weit. Altay, der bekennender Erdogan-Anhänger ist und auch für ein „Ja“ zum Referendum geworben hat, forderte in einem viral gegangenen Video Arik zum Kampf heraus.
Diese Ansage machte sogar den Weg durch große Medien. Ünsal Arik machte sich erst öffentlich über die Herausforderung lustig, später aber verdichteten sich die Gerüchte, wonach es tatsächlich zu einem Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten aus dem politischen Meinungskampf kommen könnte.
Ünsal Arik teilte auf Facebook mit, dass es an einem bereits feststehenden Datum zu einem Kampf kommen und er dann „das Großmaul bestrafen“ werde. Da er jedoch keine Namen nannte, ging das Rätselraten weiter. Mittlerweile sollen sich die Informationen dahingehend verdichten, dass der Kampf doch stattfinden wird.
Wie Altay NEX24 mitteilte, habe er auf Grund seiner offen deklarierten Loyalität zum türkischen Präsidenten Erdogan seinen Verein verlassen müssen.
Um seinem Land näher zu sein, wolle Altay schon bald in der Türkei trainieren und sich dort auf den Kampf vorbereiten. Er sei sich sicher, Ünsal Arik besiegen zu können. Bis zuletzt habe er daran gezweifelt, dass es zu dem Kampf kommen werde. Als Ariks Manager mehrmals nicht auf seine Anrufe reagierte, ging er von einem Rückzieher aus.
Altay reagierte sehr ungehalten auf die unklare Lage und nahm kein Blatt vor den Mund:
„Arik Ünsal, sei ein Mann und steh zu deinem Wort, was du in den sozialen Netzwerken verbreitet hast. Ein Mann, ein Wort, steh zu deinem Wort, egal ob du im Ring gewinnst oder verlierst. Zeig der ganzen Welt, dass du deinen Mann stehst. Jetzt hast du mich offiziell herausgefordert, jetzt steh auch dazu. Und wenn du, dein Team oder dein Management nicht in der Lage dazu seid, diesen Kampf zu organisieren, ich und mein Management sind in der Lage dazu. Wir haben jederzeit die Möglichkeit und Mittel dazu, ein Event zu planen und zu veranstalten.“
Mittlerweile sollen beide Managerteams aber intensive Gespräche miteinander führen. Ein großer türkischer TV-Sender habe Interesse gezeigt und es sei auch mittlerweile ein Austragungsort in der Türkei kein Tabu mehr. Altay zufolge sollen auch deutsche Kanäle Interesse an der Herausforderung zeigen, sodass es möglicherweise sogar möglich sei, den Kampf aus der Türkei in beide Länder zu übertragen.
Eine eindeutige Bestätigung vonseiten des Managements Ariks gibt es bis dato noch nicht, erst recht nicht, ob der bislang mehrfach kolportierte mögliche Termin 23.9. realistisch sein wird. Bis es eine hundertprozentige Entscheidung gibt, bleibt es jedoch spannend. NEX24 wird seine Leser auf dem Laufenden halten.