Start Politik Ausland Umstrittene Abstimmung Karadzic-Rede 1992: Serben erklären 9. Januar zum Feiertag

Umstrittene Abstimmung
Karadzic-Rede 1992: Serben erklären 9. Januar zum Feiertag

Die Bewohner der Republika Srpska haben sich mit 99,8 Prozent in einem Referendum dafür ausgesprochen, den 9. Januar zum Feiertag zu erklären. Das Verfassungsgericht hatte das Anliegen zuvor für verfassungswidrig erklärt. Am 9. Januar hatte der später wegen Kriegsverbrechen verurteilte Radovan Karadzic die Republika Srpska ausgerufen.

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Sarajevo (nex) – Die Wahlberechtigten der Republika Srpska haben am Sonntag mit 99,8 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen in einem Referendum den 9. Januar zum Nationalfeiertag erklärt. Die Abstimmung wurde abgehalten, obwohl das Verfassungsgericht von Bosnien und Herzegowina es zuvor untersagt hatte, den Feiertag auszurufen.

Als Begründung gab das Gericht an, dieser Schritt würde die übrigen ethnischen Gruppen des Staates diskriminieren. Der Feiertag nimmt Bezug auf den 9. Januar 1992, als der damalige Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, die Republika Srpska ausgerufen hatte.

Karadzic wurde am 24. März 2016 wurde vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag des Völkermordes schuldig gesprochen und zu insgesamt 40 Jahren Gefängnis verurteilt.  Die Serben wollten damit dem späteren Referendum über die Loslösung Bosniens und Herzegowinas vom serbisch dominierten Bundesstaat Jugoslawien zuvorkommen, das im März des Jahres abgehalten wurde.

Dieser Akt löste einen blutigen Bürgerkrieg in der früheren jugoslawischen Teilrepublik aus, der etwa 100 000 Tote forderte, ehe er 1995 im Abkommen von Dayton beendet werden konnte. Das bosniakische Mitglied im bosnischen Staatspräsidium, Bakir Izetbegovic, erklärte, das nunmehrige Referendum würde neben der Rechtsprechung des Höchstgerichts auch die 1995 getroffene Vereinbarung verletzen.

In der Serbenhochburg Pale zeigte man sich unbeeindruckt und feierte das Ergebnis des Referendums mit einem Feuerwerk. Der Präsident der bosnischen Serben, Milorad Dodik, sprach von einem Erfolg eines Volkes, das „für Freiheit und die Rechte der Republik“ kämpfe. In der serbischen Bevölkerung des nach wie vor instabilen Bundesstaates Bosnien und Herzegowina fühlt man sich vor als Verlierer des Auflösungsprozesses des früheren Jugoslawien.


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