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Islam in Deutschland
Die meisten Deutschen wissen nichts über den Islam – außer dass er nicht zu Deutschland gehört

„Muslime gehören zu Deutschland, der Islam nicht“, macht in etwa so viel Sinn wie „Autofahrer ja, aber nur ohne Autos!“, „Veganer ok, aber das Gemüse bleibt draußen!“, „Religionsfreiheit gern, aber nur für Christen!“.

(Foto: flickr.Beth Rankin CC BY.SA 2.0)
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Köln (fak/nex) – Edmund Stoiber hat es gesagt. Joachim Gauck auch. Die AfD hat sogar ein ganzes Parteiprogramm darüber geschrieben. Und jetzt bemüht sich also auch noch Volker Kauder mit diesem Satz um Medienaufmerksamkeit und Sympathien bei noch rechteren Populisten.

Dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, hat er Reportern der Neuen Osnabrücker Zeitung ins Diktiergerät gesprochen und so die Diskriminierung muslimischer Menschen mit der amtlichen Autorität des CDU/CSU-Fraktionschefs gesegnet. Da hilft es auch nichts, dass Kauder sein Zitat mit dem islamophobisierten „aber“ aus „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber“ relativiert.

„Muslime gehören zu Deutschland, der Islam nicht“, macht in etwa so viel Sinn wie „Autofahrer ja, aber nur ohne Autos!“, „Veganer ok, aber das Gemüse bleibt draußen!“, „Religionsfreiheit gern, aber nur für Christen!“.

Doch so sinnlos die Aussage und so schädlich ihre Wirkung auf fünf Millionen Muslime in Deutschland auch ist, die meisten Deutschen folgen mittlerweile der These von Kauder, AfD und Co. Nahezu zeitgleich mit Kauders Interview in der NOZveröffentlichte die BILD am Donnerstag eine repräsentative Umfrage, wonach fast Zweidrittel der Deutschen (61 Prozent) der Meinung sind, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Nur jeder fünfte stimmt der Aussage „der Islam gehört zu Deutschland“ zu. Auffällig an den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage:

Die Ablehnung des Islam fällt einmal mehr dort umso stärker aus, wo es besonders wenig davon gibt – im Osten des Landes.

Diesen Zusammenhang scheint auch eine zweite Umfrage zu bestätigen, die am Freitag erschien. Im Auftrag der Deutschen Presseagentur (dpa) hatte YouGov nicht-muslimische Deutsche danach gefragt, was sie über den Islam wissen. Das Ergebnis der britischen Meinungsforscher: nicht viel. 84 Prozent aller nicht-muslimischen Deutschen haben noch nie eine Moschee besucht. Muslime im eigenen Bekanntenkreis haben nur etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Befragten. In der repräsentativen Umfrage gab jeder zweite Befragte (52 Prozent) zu, er habe nur wenig Ahnung vom Islam; jeder Fünfte gestand sogar ein, er wisse überhaupt nichts von der Religion, der rund fünf Millionen Deutsche anhängen.

Nimmt man beide Umfragen zusammen, kommt man auf ein Ergebnis, womit sich auch gut Kauders Interview in der NOZ erklären lässt: Dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, ist auch schon das einzige, was die meisten Deutschen über die Religion von fünf Millionen ihrer Mitbürger zu wissen glauben.

 


Erschienen bei Schantall und die Scharia