Halle (ots) – Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Thomas Bliesener, hat betont, Migranten seien grundsätzlich kaum krimineller als andere Menschen in Deutschland.
„Die Statistiken besagen, dass Migranten nicht gravierend auffälliger sind als einheimische Deutsche, geringfügig jedoch schon“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“. „Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass sie sich in ihrer Sozialstruktur und in ihrer demografischen Struktur von einheimischen Deutschen unterscheiden.
Migranten sind jünger und auch eher männlich. Und wir wissen, dass gerade junge Männer die Hauptgruppe bei den Delinquenten sind, auch unter Deutschen. Wenn Straftaten begangen werden, sind es mit großer Wahrscheinlichkeit junge Menschen. Und wenn Gewaltstraftaten begangen werden, sind es mit großer Wahrscheinlichkeit männliche junge Menschen.
Wenn man das rausrechnet, sind die Werte identisch.“ Während die Flüchtlinge generell gewillt seien, sich zu integrieren und deshalb nicht als besonders straffällig auffällig würden, seien eine Risikogruppe jedoch diejenigen „Flüchtlinge, die durch Europa vagabundieren und gar keine Chance haben, sich zu integrieren“, fügte Bliesener hinzu. Auf die müssen man „verstärkt achten. Die werden vermutlich vermehrt in die Drogen- und Eigentumskriminalität einsteigen.“
Der Kriminologe sieht das Problem ansonsten weniger in der Kriminalität der Migranten als in deren Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. „Migranten werden eben als Fremde und damit oft argwöhnisch wahrgenommen“, erklärte er. „Da guckt man mit weniger Wohlwollen hin. Informationen, die diesen Eindruck bestärken, werden bereitwilliger aufgenommen. Hinzu tritt der Eindruck, Polizei und Justiz hätten nicht mit offenen Karten gespielt.
Das wiederum führt zu noch mehr Misstrauen. Politische Instrumentalisierungen tun ein Übriges – bis hin zur Instrumentalisierung von Delikten, die schlichtweg erfunden werden.“ Es sei „nicht so, dass allein Heilige zu uns kommen. Wir müssen Ross und Reiter nennen. Zugleich müssen wir aber sachlich und wahrhaftig bleiben, statt Gerüchten aufzusitzen“, mahnte Bliesener.