Athen (dts) – im Gespräch mit der „Welt“. „Ich wünschte, jeder in Europa würden das Gleiche tun.“
Menschlich sei man verpflichtet, Hilfesuchende aufzunehmen. „Stellen Sie sich vor, Merkel hätte tun wollen, was die Ungarn gemacht haben“, sagte der Ex-Finanzminister. „Was hätte sie tun sollen? Zäune errichten? Und dann der Polizei und der Armee erlauben, zu schießen, wenn jemand versucht, darüber zu klettern? Nein, sie hat das Richtige getan und dafür verdient sie Lob.“ Griechenland könne die ankommenden Flüchtlinge nur weiterziehen lassen, eigentlich wäre das Land laut dem Abkommen von Dublin für die Registrierung und ihr Asylverfahren zuständig.
„Der griechische Staat kann sich nicht einmal um seine eigenen Bürger kümmern. Wir sind ein gescheiterter Staat“, sagte Varoufakis. „Die Dublin-Regeln sind typisch für Europa: Sie werden ihrer Aufgabe nicht gerecht.“ Er forderte, dass Länder, die keine Flüchtlinge aufnehmen, sich an den Kosten beteiligen müssten. „Wer keine Flüchtlinge aufnehmen will, muss zahlen. Und zwar an die, die sich um die Menschen kümmern“, sagte Varoufakis. „Mir gefällt das auch nicht, ich glaube eigentlich nicht an Lösungen durch Märkte.“ Varoufakis bestritt zudem, dass er einer Agentur den Auftrag gegeben habe, für einen seiner Vorträge 60.000 Dollar zu fordern. „Ich habe dafür keinen Exklusivvertrag mit einem Agenten“, sagte er. „Einige Agenturen kommen auf mich zu und unterbreiten mir Angebote. Meist sage ich ab. Je weniger ich interessiert bin, umso höher setze ich den Preis an.“ Es gebe keinen Vertrag mit diesen Agenturen. „In diesem Fall hat die Agentin von sich aus diesen albernen Betrag von 60.000 Dollar genannt“, sagte Varoufakis.