Kilis (nex) – Eine weitere massive Fluchtbewegung kommt aus dem umkämpften Aleppo auf die Türkei zu und entgegen den Behauptungen einiger Medien und Politiker im Ausland schließt Ankara nicht seine Grenzen. Im Gegenteil: Die Anstrengungen, um künftig eine noch größere Anzahl an Flüchtlingen menschenwürdig versorgen zu können, werden in der Türkei sogar verstärkt. Der stellvertretende Gouverneur der in der Nähe der Grenze zu Syrien gelegenen südtürkischen Provinz Kilis und Leiter eines Flüchtlingscamps, Mustafa Ünver Büke, hat in Erwartung des neuerlichen Flüchtlingszustroms die ersten zweistöckigen Wohncontainer für Flüchtlinge im Lager Oncupinar vorbereitet.
Bis dato leben in dem 2012 errichteten Lagerkomplex etwa 13 000 Menschen. „Wir haben bereits 1000 zweistöckige Containerhäuser aufgebaut und werden in den kommenden zwei Wochen 248 weitere errichten“, kündigte Büke an. Die Häuser seien weltweit die ersten ihrer Art und von türkischen Ingenieuren konzipiert worden. Der neue Lagerbereich habe die erforderlichen Kapazitäten, um 10 000 Gäste zu beherbergen. Der Politiker zeigt sich hoffnungsvoll, dass die zweistöckige Containersiedlung den syrischen Flüchtlingen einen schnellen und einfachen Bezug ihrer neuen Wohnstätten ermöglichen werde. „Wir beherbergen bereits seit 2012 Syrer und haben im Vorfeld der Errichtung der zweistöckigen Container ihre tägliche Routine und ihre Verhältnisse untereinander ausgewertet“, so Büke.
Die neuen Häuser würden den Syrern erlauben, in einem friedlichen und sicheren Ambiente mit ihren Nachbarn zusammenzuarbeiten. Die neuen Unterkünfte seien feuerfest und verfügten auch über einen Balkon, erklärt Lagerkoordinator Seyfettin Cimen. Sie würden mittels Solarenergie versorgt, darüber hinaus werde es auch eine Schule, drei Gemeinschaftszentren und einen Markt geben. Die Idee zu dem Projekt soll vom Gouverneur von Kilis, Süleyman Tapsiz, kommen. Auch Katar und Kuwait sollen sich an der Finanzierung beteiligt haben.
Offiziellen Daten zufolge residieren 35 000 syrische Flüchtlinge in Lagern nahe der Grenze in der Provinz Kilis. In der Vorwoche hatten mehrere lokale und internationale Medien behauptet, die Türkei sei nicht mehr bereit, die Übergänge für die an der Grenze wartenden Flüchtlinge zu öffnen. Der stellvertretende Premierminister Yalcin Akdogan hat hingegen am Freitag Kilis besucht und dort alle Behauptungen in dieser Richtung zurückgewiesen. „Es wird weiterhin bei der Politik der offenen Grenzen bleiben“, erklärte Akdogan. „Wir werden die Tore öffnen und alle in Empfang nehmen, die vor Todesgefahr fliehen und Angst um ihr Leben haben.“
Türkische Stadt Kilis für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen: „Vorbildlicher Umgang mit Flüchtlingen“