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Willkommenskultur in Kilis
Türkische Stadt Kilis für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen: „Vorbildlicher Umgang mit Flüchtlingen“

Die 129 000-Einwohner-Stadt Kilis beherbergt 120 000 syrische Flüchtlinge.

(Foto: AA)
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Kilis (nex) – Der Abgeordnete für Kilis und stellvertretende Vorsitzende der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP), Ayhan Sefer Üstün, hat die syrische Grenzstadt, die er in der Großen Nationalversammlung vertritt, für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Er begründete den Vorschlag damit, dass Kilis weltweit ein Vorbild im Umgang mit Flüchtlingen und Menschen in Not sei. Mit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland wurde die zehn Kilometer von der Grenze entfernte Stadt zum Ziel von Menschen, die sich vor den Kriegswirren in Sicherheit bringen wollen. Während Kilis selbst lediglich 129 000 Einwohner habe, beherberge die Stadt 120 000 Flüchtlinge – und es könnten in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen noch mehr werden, so Üstün.

„Wir denken, eine zivilisierte Gesellschaft, die eine Population, die genauso groß ist wie die eigene, beherbergt, heute als solche bereits das größte und bedeutsamste Beispiel für den Frieden in der Welt ist“, begründete Üstün seinen Vorschlag im dazugehörigen Schreiben. „Die Menschen teilen ihre Arbeitsplätze, Häuser, Geschäfte und sozialen Räume mit syrischen Flüchtlingen. Ich glaube nicht, dass es irgendwo sonst auf der Welt ein so herausragendes Beispiel für massenhaften Frieden gibt.“

Der Abgeordnete fragt in diesem Zusammenhang: „Was würde passieren, wenn 2,5 Millionen Kriegsflüchtlinge nach Paris kämen, wo es doch selbst schon 2,5 Millionen Einwohner hat? Oder drei Millionen nach London, das eine Einwohnerzahl von drei Millionen aufweist? Was wären deren Kriterien für Toleranz und Verständnis?“ Es habe in Kilis so gut wie keine Feindseligkeit gegenüber den Flüchtlingen gegeben, erklärte der Politiker.

Generell sei in der Türkei, wo 2,5 Millionen Flüchtlinge lebten und von denen nur knapp 270 000 in Lagern untergebracht seien, Hilfsbereitschaft die Regel und es gebe kaum Negativschlagzeilen. Dies sei ganz anders in Europa, wo eine vergleichsweise wesentlich geringere Anzahl an Flüchtlingen eine Welle des Rassismus und der Islamfeindlichkeit entfacht habe. Sinnbildlich dafür stehe die öffentliche Reaktion nach den sexuellen Übergriffen der Silvesternacht in Köln, die umgehend zu Generalverdächtigungen der Flüchtlinge geführt habe.

„Natürlich wird es auch unter den Flüchtlingen Kriminelle geben“, erklärte Üstün, „aber das ist kein Grund, zu generalisieren und Millionen Menschen die Schuld dafür zu geben. Wenn es Verbrechen gibt, gibt es auch die Justiz und die wird die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“ Diejenigen, die Flüchtlinge als Kriminelle betrachteten und sie schlecht behandelten, würden mit Schande in Erinnerung bleiben, während man sich an die Türkei als guten Gastgeber erinnern werde, wenn die Krise vorüber sei.

 

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