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Muslimische Uiguren befürchten Verfolgung durch die Taliban und Abschiebung nach China

Die in Afghanistan lebenden Uiguren befürchten, dass die Übernahme des Landes durch die Taliban eine Auslieferung an China bedeuten könnte oder ihnen in dem vom Krieg zerrissenen südasiatischen Land andere Gefahren drohen.

(Foto: WUC)
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Kabul – Die in Afghanistan lebenden Uiguren befürchten, dass die Übernahme des Landes durch die Taliban eine Auslieferung an China bedeuten könnte oder ihnen in dem vom Krieg zerrissenen südasiatischen Land andere Gefahren drohen.

Seit die militanten Taliban nach dem Abzug der US-Streitkräfte Anfang des Monats die Kontrolle über Afghanistan übernommen und damit einen ungebremsten chaotischen Exodus von Tausenden von Zivilisten und Ausländern ausgelöst haben, befürchten Interessengruppen das Schlimmste für die schätzungsweise 2.000 Uiguren im Land. Die 12 Millionen Uiguren in der autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas (XUAR) sind seit 2017 das Ziel einer systematischen Assimilierungskampagne mit erzwungener Geburtenkontrolle und Sterilisation, Zwangsarbeit und Masseninhaftierung, die bis zu 1,8 Millionen der turksprachigen Muslime in ein Netzwerk von Internierungslagern gebracht hat.

Eine uigurische Frau, die seit mehr als zehn Jahren mit ihrem afghanischen Ehemann in Kabul lebt, sagte gegenüber Radio Free Asia (RFA), dass sie sowohl die Unterdrückung und Misshandlung von Frauen durch die Taliban als auch die Rückführung nach China aufgrund ihres Status als „chinesische Migranten“ fürchtet.

„Ich habe Angst, dass sie nach mir suchen werden, weil ich zu China gehöre“, sagte die Frau, die aus Angst vor Repressalien für ihr Gespräch mit den Medien um Anonymität bat.

„Es ist möglich, dass sie mich töten oder mich nach China zurückschicken“, erklärte sie.

Die rund 80 uigurischen Familien in Kabul leben in Verwirrung und Angst vor dem Leben unter den Taliban, sagt Mamat, ein uigurischer Mann, der in Afghanistan als Sohn von Eltern geboren wurde, die in den 1960er-Jahren dorthin eingewandert waren. Mamat, der mit seiner Familie in Kabul lebt, sagte, er sei geschlagen worden und am Sonntag nur knapp einem Angriff von Taliban-Kämpfern entgangen, als er Brot für seine Kinder kaufen wollte.

„Sie sehen, dass hier überall Flugzeuge herumfliegen“, sagte er und bezog sich dabei auf die von den USA und anderen Ländern durchgeführten Lufttransporte zur Evakuierung ihrer Bürger und der Afghanen, die für sie gearbeitet haben.

„Die Dinge sehen hier sehr chaotisch aus, aber wie geht es uns [Uiguren]?“, fragte Mamat.

„Kasachstan holt Kasachen aus Afghanistan heraus, Usbekistan holt Usbeken heraus, die Türkei und all die anderen Länder holen ihre eigenen Bürger heraus, aber niemand fragt, wie es uns geht. Keiner hilft uns“, fügte er hinzu.

Die Uiguren sähen sich neuen Bedrohungen ausgesetzt, so ein in der Türkei lebender Uigure, der von Verwandten in Mazar-e-Sharif, der viertgrößten Stadt Afghanistans, erfuhr, dass militante Taliban jetzt in Häuser eindringen und Mädchen entführen.

„Es ist schrecklich dort. Sie fragen sich zum Beispiel, was passieren wird, wenn [die Taliban] ihre Töchter holen, sie zwingen wollen, sie zu heiraten, und sie dann mitnehmen“, sagte Abdulaziz, der vor zwei Jahren aus Afghanistan in die Türkei geflohen ist. „Die chinesischen Ausweispapiere, die viele Uiguren in Afghanistan besitzen, sind abgelaufen, obwohl sie immer noch den Vermerk „Chinesisch-turkestanischer Migrant“ tragen, so Abdulaziz weiter.

„Wenn diese Informationen in den kommenden Tagen in ihre Hände fallen, könnte China unsere Auslieferung fordern“, sagte er.

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