Ankara (nex/eurasia) – Die Bayraktar TB2-Drohne hat offiziell begonnen, den Himmel der Türkei bewaffnet zu patrouillieren. Die Drohne wird gegen die Terrormilizen IS und die PKK zum Einsatz kommen. Das ist ein großer Erfolg für die Türkei, ihren Verteidigungsbedarf verstärkt aus nationalen Ressourcen zu bedienen.
Die erste heimisch entwickelte und hergestellte türkische Drohne Bayraktar TB2 hat den Betrieb in ihrer bewaffneten Version aufgenommen. Sie ist mit ebenfalls heimisch hergestellten türkischen Raketensystemen ausgestattet. Das gab der Technologie-Vorsitzende des Unternehmens Baykar Makine Selcuk Bayraktar über den Microbloggingdienst Twitter am dritten September bekannt.
Die türkische Aufklärungsdrohne ist mit Lasergelenkten Mini-Bomben ausgestattet. Diese werden vom türkischen Verteidigungshersteller Roketsan zur Verfügung gestellt. Bayraktar wird vom Militär seit 2014 für Aufklärungszwecke verwendet. Die Polizei bedient sich des Systems seit Juni diesen Jahres. Das Projekt ist Teil türkischer Anstrengungen, Rüstungsanforderungen durch nationale Mittel zu lösen. Bayraktar TB2, die zu 100 Prozent türkisch und indigen ist, kommt bei Anti-Terroroperationen zum Einsatz. Sie wurde im Kampf gegen die verbotene kurdische PKK im Osten und Südosten Anatoliens eingesetzt.
Die Drohne bewies ihre Genauigkeit bei Raketentests im April dieses Jahr. Bayraktar ist ein Premium-Produkt der türkischen Verteidigungsindustrie. Sie trägt signifikant zum Kampf gegen den Terrorismus, zur Grenzsicherheit und nationalen Verteidigung bei, heißt es von der türkischen Tageszeitung Sabah.
Baykar wurde 1984 vom Maschineningenieur Özdemir Bayraktar gegründet. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Herstellung von empfindlichen Motoren, Pumpen und Getriebeteile für die Automobilindustrie. In den 2000er Jahren begann Baykar einen Forschungs- und Entwicklungsprozess für den Bau einer Drohne und ihrer Teilsysteme. Baykar Makina entwickelte 2004 für die türkischen Streitkräfte (TSK) eine Mini-Drohne. Operationell wurde das System für die türkische Armee im Jahr 2007.
Die Bayraktar-Mini-Drohne wird noch immer aktiv von den türkischen Bodenstreitkräften, Spezialeinheiten, dem Gendarmerie-Generalkommando und der Luftwaffe eingesetzt. 2012 war sie die erste türkische Drohne, die ans Ausland verkauft wurde. Das Produkt ging an Katar. Das sogenannte „Taktische Drohnen-Entwicklungsprogramm“ wurde vom Unterstaatssekretariat für Verteidigungsindustrie (SSM) über eine Ausschreibung 2009 angestoßen. Die Wettbewerber erhielten vom türkischen Staat in der ersten Phase keinerlei Forschungs- oder Entwicklungsunterstützung. Baykar erfüllte in Gegenwart von Regierungsvertretern 2009 alle Leistungskriterien bei den Flugtests von Bayraktar.
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In diesem Zeitraum musste die Türkei auf Heron-Drohnen aus Israel zurückgreifen. Ankara mietete die israelischen Drohnen an. Israelische Piloten steuerten Heron fern. Im Frühjahr 2012 unterschrieb Baykar schließlich einen Vertrag zur Serienproduktion von Bayraktar TB2. Die ersten sechs Drohnen wurden im November 2014 ausgeliefert. Eine zweite Lieferung, bestehend aus sechs Drohnen, erreichte die türkische Armee im Juni 2015. Gegenwärtig verfügt die türkische Armee über 12 Bayraktar TB2-Drohnen.
Der Quote lokaler Beteiligung am Bayraktar TB2-Projekt liegt bei 93 Prozent. Es ist das erste indigene Drohnensystem, dass das Testgenehmigungsverfahren des Militärs mit Erfolg abgeschlossen hat.
Aufgrund der heimischen Herstellung von kritischen Technologien hinsichtlich der Bayraktar-Drohne existieren für die türkische Drohnen-Plattform keinerlei Exportbeschränkungen. Der Bewaffnungsprozess von Bayraktar dauerte 1,5 Jahre. Baykar und Roketsan starteten das Bewaffnungsprogramm ohne staatliche Unterstützung auf eigenes Anregen. Die erste bewaffnete Drohne der Türkei wurde geboren – ein Meilenstein in der jungen türkischen Luftfahrtgeschichte.
Die Unternehmen entwickelten eine türkische Version einer Raketenwerfer-Einheit für Bayraktar. Die Einheit müsste ansonsten teuer aus dem Ausland eingekauft werden.
Abgesehen von der eigens entwickelten Raketenwerfer-Einheit wurde ein nationales Intelligence-System (SIGINT) in die Drohne integriert. Baykars Abteilung für Forschung und Entwicklung baute ein eigenes Signals Intelligence-System. So werden Einheiten bezeichnet, die für die Gewinnung von Informationen genutzt werden, üblicherweise bestehend aus den beiden Hauptkategorien Fernmeldeaufklärung zum Abhören von Funksignalen und Elektronische Aufklärung. Baykar baute ein komplettes Soft- und Hardware-System. Das BSI-101 Signal Intelligence-Gerät kann feindliche Radar- und Funkstellen automatisch erkennen und diese neutralisieren. Radiowellen-Kommunikation können live abgehört werden. Die Drohne unterstützt aktiv Anti-Terroroperationen, indem es den Standort von Terroristen weitergibt.
Am 14. Juni 2014 erreichte die Drohne im vollbeladenen Zustand eine Flughöhe von 27,030 Fuß. Vom vierten auf den fünften August flog die Drohne vollbeladen 24 Stunden lang. Sie erreichte eine Entfernung von 4,040 Kilometer. Bayraktar flog in einer Höhe von 18,000 Fuß.
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