Start Panorama Völkermord an bosnischen Muslimen Düsseldorf: Bosnische Gemeinde fordert vom Bundestag Srebrenica-Resolution

Völkermord an bosnischen Muslimen
Düsseldorf: Bosnische Gemeinde fordert vom Bundestag Srebrenica-Resolution

Das Islamische Kulturzentrum Düsseldorf e.V. hat am Freitag die Abgeordneten des Deutschen Bundestages aufgefordert die Srebrenica-Resolution zu verabschieden.

(Foto: aa)
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Düsseldorf (nex) – Am vergangenen Donnerstag entschied der Bundestag, den Tod hunderttausender Armenier in den Jahren 1915/16 trotz Kritik aus der Türkei als Völkermord einzustufen.

Das fünfseitige Papier, das von den Abgeordneten der CDU, SPD und Grünen gemeinsam verfasst wurde, ruft zur “Erinnerung an den Genozid an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten in den Jahren 1915 und 1916” auf. Es wurde mit der Unterstützung aller im Parlament vertretenen Parteien mit einer enthaltenen und einer Nein-Stimme angenommen.

Das Islamische Kulturzentrum Düsseldorf e.V. hat am Freitag die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nun aufgefordert, die Srebrenica-Resolution zu verabschieden. Das Repräsentantenhaus des US-amerikanischen Kongresses habe bereits im Juli 2015 eine solche Resolution verabschiedet.

Serbische Milizen versuchten damals, Territorien an sich zu reißen, die von bosnischen Muslimen und Kroaten bevölkert waren, um dort einen eigenen Staat zu gründen. Der UN-Weltsicherheitsrat hatte Srebrenica im Frühjahr 1993 zu einer „Schutzzone“ erklärt. Dennoch überrannten serbische Truppen unter der Führung des Generals Ratko Mladic, der derzeit in Den Haag wegen des Verdachts des Völkermordes vor Gericht steht, die UN-Zone.

Die etwa 450 niederländischen Soldaten, deren Aufgabe es gewesen wäre, als UN-Friedenserhalter unschuldige Zivilisten zu schützen, unternahmen nichts gegen die Aggression. Nach der Einnahme der Zone töteten die serbischen Invasoren an einem einzigen Tag, dem 11. Juli 1995, etwa 2000 Männer und Knaben. Etwa 15 000 Männer flohen daraufhin in die Berge rund um die Stadt. Die serbischen Truppen verfolgten sie jedoch und töteten weitere 6000 von ihnen.

Bis dato wurden insgesamt 6166 Opfer des Genozids auf dem Gelände einer Gedenkstätte beerdigt, weitere 230 Leichen wurden im Juli des Vorjahres nahe dem Dorf Potocari zu Grabe getragen.

Hier die Pressemitteilung des Islamischen Kulturzentrums Düsseldorf e.V. im Wortlaut:


„Nach der gestrigen Verabschiedung des Antrags von Union, SPD und Grünen seitens des Bundestages, die Massentötung von Hunderttausenden Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord einzustufen, ist der Vorstand des Islamischen Kulturzentrums Düsseldorf e.V. der Meinung, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nun die Srebrenica-Resolution verabschieden sollten.

Zur Erinnerung: Das Repräsentantenhaus des US-amerikanischen Kongresses hatte bereits im Juli 2015 eine solche Resolution verabschiedet. Ebenso hat das EU-Parlament den Völkermord in Srebrenica verurteilt. Bereits im Mai 2010 hatte das Parlament Litauens ein klares Wort gesprochen und eine Resolution verabschiedet.

Wir sind der Meinung, dass die Zeit nun reif ist, dass der Deutsche Bundestag zu den Gräueltaten an den Bosniaken in und um Srebrenica ein Zeichen setzt, indem er die Srebrenica-Resolution verabschiedet. Gerade vor dem Hintergrund der Worte der Abgeordneten im Bundestag, dass dies ein Appell zur Aufarbeitung und zur Selbstverantwortung ist, sind wir der Meinung, dass mit dem Blick in die gemeinsame Zukunft der Volksgruppen in Bosnien und Herzegowina dies von enormer Bedeutung ist.

Serbien und die Führung der bosnischen Serben müssen hier gegenüber Bosnien und Herzegowina weitere Schritte in der Selbstverantwortung machen. Die Vergangenheit hat es immer wieder gezeigt, dass solch eine Aufarbeitung seitens der bosnischen Serben und Serben in Serbien von essentieller Bedeutung ist.

Das öffentliche Negieren des Völkermords in Bosnien und Herzegowina seitens der politischen Vertreter der bosnischen Serben gehört leider immer noch zum tagespolitischen Geschäft. Ein Umdenken und die Beschäftigung mit der systematischen Tötung der Bosniaken muss zum unabdingbaren Bestandteil der bosnischen Serben und der Serben in Serbien werden, um eine gemeinsame Zukunft im Geiste einer Kooperation und eines Miteinanders von nachkommenden Generationen beider Länder zu ermöglichen.

Hier kann der Bundestag ein deutliches Zeichen setzen, dass dieser Prozess zur Gesundung des Geschichtsverständnisses beginnt. Die zahlreichen Müttervereinigungen der Hinterbliebenen des Völkermords an den Bosniaken in Srebrenica unterstreichen es immer wieder, dass es hierbei um die Benennung von historischen Tatsachen geht und nicht um Rache.

Der Vorstand des Islamischen Kulturzentrums Düsseldorf unterstützt und propagiert das Miteinander und Zusammenleben aller Ethnien und Religionsgemeinschaften in Bosnien und Herzegowina und anderswo. Ebenso sind wir für einen kritischen Dialog mit Vertretern der serbischen-orthodoxen Kirche und staatlichen Vertretern der Republik Serbien in Deutschland.

Dieser kann jedoch nur dann gewährleistet werden, wenn damit begonnen wird, die jüngste serbische Vergangenheit aufzuarbeiten. Hierzu ermutigen wir die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, zu ihren Worten zu stehen und mit gleichem Maß zu messen, wenn es um die Sache der bosnischen Muslime geht.

DER VORSTAND DES ISLAMISCHEN KULTURZENTRUMS DÜSSELDORF E.V.“

 


Am Tag der Armenien-Resolution fand vor dem Bundestag auch eine Kundgebung der Nachfahren des deutschen Herero-Völkermordes statt.

Auf dieser Kundgebung rief das zivilgesellschaftliche Bündnis “Völkermord verjährt nicht!” die Bundesregierung dazu auf, den deutschen Völkermord an den Herero und Nama offiziell anzuerkennen und die Nachfahren der Opfer des Genozids um Entschuldigung zu bitten. Da diese Bewegung aber nicht wie etwa die armenische über eine mächtige internationale Lobby verfügt, bleibt das Interesse der hiesigen Medien, Politiker und Gesellschaft aus.