ein Gastbeitrag von Michael Thomas
Folgt man der Logik des reinen Verstandes, dann definiert der Begriff „Antisemitismus“ ein inneres Überzeugungsmuster, nach welchem Juden generell verachtenswerte Menschen seien – eben allein, weil sie Juden sind.
Dieser triviale Hass wird zumeist von fantastischen wie grotesken und bizarren Argumentationsgeflechten unterlegt, das Juden „minderwertige Gene“ attestiert, die sozusagen automatisch zu „Bösartigkeit, Verschlagenheit“ und dem Willen, Andersgläubigen in jedem Falle Schaden zufügen oder ihnen etwas fortnehmen zu müssen, unterlegt.
Wenn nun aber ein als Jude erkenntlicher Mensch eine ungeheure Brutalität und Niederträchtigkeit begeht und er dessen bezichtigt wird, ist dieser Vorwurf selbstverständlich nicht antisemitisch. Wenn wir voraussetzen, dass der Vorwurf durch überwältigende Beweise belegt werden kann, darf, kann und muss dieser Mensch als Verbrecher, vielleicht als geisteskranker Verbrecher bezeichnet werden. Dabei ist völlig gleichgültig, ob er nun Schläfenlocken, einen Turban, ein safrangelbes Gewand oder ein goldenes Kreuz trägt.
Warum das wichtig ist?
Weil es momentan genau um diese Frage geht. Wie im verlinkten Foto und Beitrag zu lesen und zu sehen, tritt ein als Jude durch seine Kippa und seine Schläfenlocken erkenntlicher Mann nach einer Frau, die als Muslima zu lesen ist und dessen Mutter sein könnte.
Die Feststellung, dass dieser Mann über alle Maßen zu verachten und zu verurteilen ist, hat nichts antisemitisches an sich. Die Tat dieses Mannes ist grotesk und widerwärtig; sie kennzeichnet ihn als gewalttätig Verrückten – aber nicht als Juden.
Wir lesen auch im Kommentar eines Juden zu dieser Tat, dass diese, vorsichtig ausgedrückt, nichts jüdisches an sich hat. Die hier festgehaltene Tat kann und darf nicht als „Einzeltat“ beiseite geschoben werden. Das Netz ist geradezu überschwemmt von Video- und Fotomaterial, welches brutale und gewalttätige Übergriffe von verrücktgewordenen Israelis auf Palästinenser bzw. Araber zeigt. In all diesen Fällen weisen die Täter mit ihren Schläfenlocken und Kippas eine (zumindest behauptete) Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben auf.
Beim „Flaggenmarsch“, der unlängst in Jerusalem stattfand,beteiligten sich etwa 5.000 Menschen, die unter dem Skandieren von „Tod allen Arabern!“, „Mögen eure Dörfer brennen“ und ähnlichen Hassrufen durch vornehmlich von Palästinensern bewohnte Viertel liefen.
Wir müssen diese Zahl in ein korrektes Verhältnis setzen: bei einer Bevölkerung Israels von etwa 9,3 Millionen Menschen entspräche dies einer „Demonstration“ von beinahe 50.000 Extremisten in einem Deutschland. Wie würde wohl geurteilt werden, wenn in Deutschland 50.000 Menschen mit dem Ruf „Tötet alle Israelis!“ brüllend durch die Straßen liefen?
Hasst man nun Juden, wenn man diese Geisteskranken verachtet?
Speziell, wenn man gleichzeitig weiß, dass sich die weitaus meisten Juden auf der Welt vor solchen Verirrungen ihrer Glaubensbrüder ekeln? Sie brüsk und empört von sich weisen? Diese Überlegungen hindern selbstverständlich entsprechend interessierte Politiker und Verblendete überhaupt nicht im geringsten daran, mir bedarfsweise nun „Du bist ein Antisemit!“ entgegenzuhalten wenn ich klipp und klar ausdrücke, dass ich Täter wie diesen fotografierten Mann für abstoßend und widerwärtig halte.
Sie nehmen alle für gewöhnlich überhaupt niemals Stellung zu der Frage, ob ein Verhalten wie das festgehaltene irgendwie überhaupt „jüdisch“ sein kann oder könnte. Sie halten mir vor, statt der geisteskranken Verrücktheit dieses Mannes ausschließlich nur den Juden in ihm zu verachten – was für ein furchtbarer Unsinn!
Die Dunkelziffer rechsradikal fanatischer Israelis ist nicht gut bekannt, ein Trend dazu ist jedenfalls gut dokumentiert (Quelle). Diese Verrückten reduzieren sich keinesfalls auf die 5.000 Teilnehmer dieses „Flaggenmarsches“, sie erstreckt sich auf eine sehr hohe Anzahl von „Siedlern“ im Westjordanland, die ohne jede Übertreibung jeden Tag blutige und zerstörerische Übergriffe auf Leben und Eigentum von Palästinensern begehen – und wir reden momentan über etwa 600.000 „Siedler“.
Und da spielen sich mitunter geradezu erschütternde Szenen ab.
Die Frage, ob diese Menschen sich überhaupt gerechtfertigt als Juden bezeichnen und betrachten können, werde ich nicht beantworten. Sie ist auch völlig irrelevant.
Denn diese Menschen sind in jedem Fall geisteskranke Extremisten und …. Täter.
Ob sie Juden sind, muss die jüdische (Welt-) Gemeinschaft entscheiden. Ich hege meine Zweifel, ob man sie als solche bezeichnen kann, da Gewalt, Verachtung, Vernichtung, Hass und Zerstörungen auf gar keinen Fall vom jüdischen Glauben gefordert oder geduldet werden.
Aber, nochmal, das ist völlig irrelevant. Wenn sich u.a. die deutsche Bundesregierung durch Unterdrückung der Kritik am israelischen Staat schuldig macht, der solche Übergriffe durch Verrückte fördert, unterstützt und sich selbst in Person von Regierungsmitgliedern daran beteiligt, ist dies eine Schande.
Sie beschützt dadurch natürlich keineswegs Juden, sondern ausschließlich nur den geisteskranken, bösartigen, verrückten Hass von Extremisten.
Und es ist nichts antisemitisches daran, Täter wie den hier gezeigten „geisteskrank, bösartig und verrückt“ und die israelische Regierung verbrecherisch zu nennen.
Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.
Zum Thema
– Selahattin Ülkümen –
Geschichte: Wie die Türkei Juden vor Nazi-Deutschland rettete
Nach Ansicht des US-Historikers Stanford Shaw hat die Türkei während des Zweiten Weltkriegs durch die Erteilung von Einreise- und Transitvisa sowie der Duldung von nicht erlaubten Durchreisen mindestens 100.000 Juden aus Europa das Leben gerettet.
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