Nürnberg – Die aus China stammende Aktivistin Sayragul Sauytbay gehört zu der kasachischen Minderheit in China. Sie hat die Zustände in chinesischen Straf- und Umerziehungslagern für Uiguren, Muslimen und anderen Minderheiten bekannt gemacht – dafür wurde sie mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2021 ausgezeichnet.
Die Preisverleihung fand aufgrund der Pandemie am 15. Mai 2022 im Opernhaus Nürnberg statt. Anschließend feierten viele Nürnbergerinnen und Nürnberger diese Auszeichnung an der Friedenstafel in der Stadt des Friedens und der Menschenrechte.
Bülent Bayraktar, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in der Metropolregion Nürnberg bedankte sich persönlich mit einem Blumenstrauß in der Straße der Menschenrechte bei der Preisträgerin und sprach die Glückwünsche der türkischen Gemeinde aus.
Bayraktar: „Wer zum Unrecht schweigt, ist wie ein stummer Teufel.“
Bülent Bayraktar:
„Wir sind Frau Sayragul Sauytbay sehr dankbar, dass sie das Unrecht in Ostturkestan in die Weltöffentlichkeit trägt. Die türkische Gemeinde hat mit den Uiguren mehrere gemeinsame Nenner: Zum einen gehören sie beide den Turkvölkern an, zum anderen sind sie größtenteils Muslime. Wir bedanken uns für den Mut für die Verleihung des Nürnberger Menschenrechtspreises bei der internationalen Jury und dem Vorsitzenden Oberbürgermeister Marcus König, stellvertretend für die Stadt Nürnberg – trotz aller Kritik aus China wird dieser ehrenvolle Preis an die Menschenrechtlerin Sauytbay verliehen. Im Islam gibt es eine Überlieferung des Propheten Mohammed: Wer zum Unrecht schweigt, ist wie ein stummer Teufel. Möge die Verleihung dieses internationalen Preises eine internationale
Resonanz hervorrufen.“
In ihrem Buch “Die Kronzeugin” erzählt Sauytbay von den Verbrechen gegen die Menschlichkeit und spricht vom Völkermord.
Bayraktar: „Laut einer Überlieferung sagte Prophet Mohammed: ‚Wer zum Unrecht schweigt, ist wie ein stummer Teufel.'“
China streitet die Vorwürfe vehement ab und sagt, die Politik diene dazu, den Terrorismus zu bekämpfen und die Armut zu lindern. Offizielle Stellen weisen regelmäßig alle Berichte über Missstände als Erfindungen zurück.
Infolge einer Reihe von Anschlägen in Xinjiang 2014 errichtete die chinesische Regierung in den letzten Jahren dort ein riesiges Netz von Straflagern für ethnische Minderheiten, vorwiegend muslimische Uiguren und Kasachen.
2017 gerät die Staatsbeamtin und Direktorin mehrerer Vorschulen Sayragul Sauytbay selbst in die Mühlen des chinesischen Unterdrückungsapparates, wird mehrmals verhört und schließlich in ein Umerziehungslager gesteckt, wo sie ihren Mitgefangenen von morgens bis abends die chinesische Sprache, Kultur und Politik beibringen muss.
Die Bedingungen sind unmenschlich: Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigung, dazu erzwungene Einnahme von Medikamenten, die die Inhaftierten apathisch macht oder vergiftet. 2018 kommt Sayragul Sauytbay 2018 wieder frei und flieht nach Kasachstan. Seitdem sieht sie es als ihre Aufgabe an, der Welt Zeugnis abzulegen von den chinesischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Und sie will die Welt warnen vor der Politik Pekings, das mit „Softpower“ wie beim „Seidenstraßenprojekt“ großzügige Kredite vergibt, andere Länder in Abhängigkeit bringt und langfristig die Unterwerfung der freien Welt anstrebt. Modell steht dabei Xinjiang – der größte Überwachungsstaat, den die Welt je gesehen hat, in dem Faschismus und Tyrannei regieren.
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