Osnabrück – Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) fordert einen anderen Fokus beim Anschlag von Hanau vor einem Jahr. Im Interview mit der der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek:
„Ich wünsche mir im allgemeinen Diskurs und auch in der medialen Berichterstattung, dass stärker betont wird: Das waren Deutsche. Das waren unsere Landsleute, die angegriffen wurden. Der Terrorist will Spaltung und Menschen erster und zweiter Klasse darstellen. Deshalb müssen wir auch in unserer Sprache klarmachen, dass wir uns nicht entzweien lassen.“ Außerdem dürfe das Wissen über Rassismus kein Spartenwissen mehr sein, so Mazyek.
„Es geht um den Erhalt unserer Gesellschaft und darum, wie wir unsere Vielfalt und Vielschichtigkeit schützen können.“
Darüber hinaus fordert Mazyek eine lückenlose Aufklärung des Terror-Anschlags. Es seien Fehler passiert. Beispielsweise seien in der Tatnacht viele Notanrufe getätigt worden, die von der Polizei nicht angenommen wurden. Auch müsse geklärt werden, ob in der Shisha-Bar wirklich die Notausgänge verschlossen waren.
Die Gefahr rassistischer Angriffe sei nach wie vor groß, so Mazyek. Punktuell würden Schutzmaßnahmen erhöht, aber das sei noch nicht ausreichend. „Wir brauchen ein noch klareres Bewusstsein in den Innenministerien, dass rechtsextreme Anschläge, zum Beispiel auf Muslime, keine abstrakte Gefahr sind, sondern eine konkrete.“
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