Peking – Wie neue Untersuchungen zeigen, soll China in der westlichen autonomen Region Xinjiang mehr als eine halbe Million Uiguren und andere Minderheiten zum Baumwollpflücken gezwungen haben.
Laut einem Bericht des Center for Global Policy in Washington, der am Dienstag veröffentlicht wurde, haben allein drei uigurische Regionen im Jahr 2018 mindestens 570.000 Menschen durch das Zwangsarbeits- und Transferprogramm der Regierung zum Baumwollpflücken mobilisiert.
Die Versetzungen fanden im Rahmen des „Zwangs-Arbeitstrainingsplans“ der chinesischen Regierung statt, der ein „Management im militärischen Stil“ beinhaltet.
„Es ist unmöglich zu definieren, wo der Zwang endet und wo die lokale Zustimmung beginnt“, schrieb Adrian Zenz, der Forscher, der die Dokumente fand.
Große Modemarken wie Nike, Adidas, Gap und andere sind von Menschenrechtsgruppen verurteilt worden, weil sie Baumwolle verwenden, die aus China stammt. Die Region Xinjiang produziert über 20 Prozent der weltweiten Baumwolle und ist damit ein wichtiger Akteur in den globalen Textil-Lieferketten.
Begonnen hat das Ganze 2014, damals reiste Parteichef Xi zum ersten Mal nach Xinjiang. Bis dahin hatten die lokalen Behörden vor allem auf wirtschaftliche Entwicklung gesetzt, um die immer wieder aufflammenden ethnischen Unruhen in der Region unter Kontrolle zu bringen. Bei seinem Besuch vor sechs Jahren ordnete Xi jedoch eine „ideologische Heilung“ der muslimischen Minderheiten an und forderte die Beamten auf, „keine Gnade“ zu zeigen. Wenig später entsandte Peking den Hardliner Chen Quanguo als Parteichef nach Xinjiang. Er ließ in kurzer Zeit einen Polizeistaat aufbauen, der wohl einmalig auf der Welt ist, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
Über eine Million Gefangene
Laut Menschenrechtsorganisationen halte China eine unglaublich große Zahl von Personen der weitgehend muslimischen Minderheit in über den ganzen Nordosten verstreuten sogenannten Umerziehungslagern gefangen.
Über eine Million, mehr als sieben Prozent der muslimischen Bevölkerung in der chinesischen Region Xinjiang, sind nach Experten der Vereinten Nationen jetzt in einem sich erweiternden Netzwerk von „politischen Umerziehungslagern“ eingesperrt. Der volle Umfang des Internierungssystems war lange Zeit deswegen im Dunkel, weil viele Uiguren sich fürchteten auszusagen, so die Tageszeitung Wallstreet Journal.
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