Bundeswehrverbandschef André Wüstner hält den Vorschlag der neuen Wehrbeauftragten der Bundeswehr, Eva Högl (SPD), zur Wiedereinführung der Wehrpflicht für unangebracht und abwegig.
„Die alte Wehrpflicht passt nicht mehr zu den neuen Anforderungen an die Truppe“, sagte Wüstner der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ . Den heutigen Herausforderungen könne ohne Wehrpflicht gut begegnet werden – „in Sachen Professionalität sogar besser als mit ihr“.
Es gebe aktuell keine sicherheitspolitische Herleitung zur Wiedereinführung des Pflichtdienstes. Außerdem: „Mit Wehrerfassung, Ausbildungsstrukturen und der Infrastruktur für neue Kasernen sind wir sicherlich im Milliardenbereich. Und aktuell haben wir weder die Kapazitäten, noch das Geld oder die Zeit dafür“, sagte Wüstner.
Deutschland sei sehr unüberlegt aus der Wehrpflicht ausgestiegen. „Heute wäre es genauso unüberlegt, spontan wieder einzusteigen.“
Bundeswehrverband sieht deutsche Truppe vor Zusammenbruch durch Überlastung
Die deutschen Soldaten sind nach Angaben von Wüstner mit ihren Aufgaben derart überlastet, dass der Truppe der Zusammenbruch droht.
„Wenn immer neue Aufgaben zusätzlich zu den laufenden Missionen im Krisen- und Konfliktmanagement oder im Bündnis hinzukämen, „droht die Bundeswehr zu implodieren“, sagte Wüstner der „Rheinischen Post“.
Außerdem gebe es einen immensen Stau bei der Modernisierung der Waffensysteme, der in nicht allzu ferner Zukunft zu einem „Shutdown“ der Streitkräfte führen könne.
Der politische Anspruch an die Bundeswehr decke sich in keiner Weise mit ihrer Größe und materiellen Ausstattung. „Wir haben eine Situation der Überlastung: Eine zu kleine Truppe hat zu viele Aufgaben zu bewältigen.“
Wenn die Zeit zur Regeneration und Verarbeitung des Erlebten zwischen Auslandseinsätzen fehle, gebe es einen Fehler im System. Das müsse Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) beheben.